Kommunikation positiv beeinflussen: Die 8 Interventionen nach Eric Berne

Eric Berne hat acht Interventionen entwickelt, die man verwenden kann, um bei seinem Gegenüber Bewegung im Denken anzuregen oder bei der Lösung eines Problems zu unterstützen. Sie helfen dabei, neue Gedanken zu entwickeln, zu erweitern und / oder zu relativieren.

Berne hat sie als therapeutische Maßnahmen entwickelt, die dabei helfen sollen, Klienten in ihrem Erwachsenen-Ich zu festigen. Sie sind jedoch auch im Alltag anwendbar

1. Befragung

Das Ziel der Befragung ist es, relevante Informationen zu beschaffen. Im Mittelpunkt steht herauszufinden, worum es eigentlich geht. Der Kern des Themas soll erschlossen werden. 

Zentral kann dabei erst einmal die Beantwortung der W-Fragen sein. (Zum Beispiel: Wann ist was, wo, wie passiert?). Zusätzlich kann eine Befragung dabei helfen, Geschehenes zu sortieren.

Nach Berne geht es bei der Befragung um die reine Informationsbeschaffung. Fragen, die einen Denkprozess anregen sollen und lösungsorientiert ausgerichtet sind, gehören nicht zur Intervention Befragung.

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2. Spezifizierung

Beim Spezifizieren geht es darum, das Erzählte einzugrenzen, zu vertiefen oder etwas hervorzuheben. Das kann zum Beispiel durch weiteres Nachfragen erfolgen:

A: Ich habe Angst.
B: Wovor hast du Angst? / Wann tritt die Angst auf? / Woran merkst du, dass du ängstlich bist?
A: Ich habe Angst davor verlassen zu werden.
B: Was meinst du genau mit “verlassen werden”?

Statt einen Überblick zu erhalten, wird nun eine Aussage eher eingegrenzt und vertieft.

3. Konfrontation

Die Konfrontation wird genutzt, um deinem Gegenüber etwas aufzuzeigen. Dabei geht es nicht um einen Konflikt, wie die allgemeine Wahrnehmung des Wortes vermuten lässt. 

Bei der Konfrontation werden Bereiche aufgezeigt, die vielleicht noch nicht so sehr wahrgenommen worden sind. Das kann sehr freundlich und warmherzig passieren und benötigt selbstverständlich auch eine entsprechend gute Beziehungsgrundlage.

Man kann die Konfrontation nutzen, um seinem Gegenüber eventuelle Widersprüche oder blinde Flecken aufzuzeigen: “Du hast zwar gesagt, dass du niemandem mehr die Arbeit abnehmen willst. Indem du deiner Kollegin den Bericht schreibst, tust du aus meiner Wahrnehmung jedoch wieder genau das Gegenteil. Was denkst du darüber?”

Außerdem kannst du Fehlverhalten oder Grenzüberschreitungen konfrontieren:

“Wir haben vereinbart, dass in der Mittagspause keine Arbeitsangelegenheiten besprochen werden. Entgegen unserer Abmachung haben Sie heute Mittag erneut Fragen zu Ihrer Arbeit gestellt. Ich bitte Sie das nächste Mal einfach nach der Pause zu mir zu kommen. Ich beantworte Ihnen ihre Fragen dann gerne.”

4. Erklärung

Erklären kann helfen, Transparenz zu schaffen und Augenhöhe herzustellen, wenn eine Person noch nicht so viele Informationen besitzt. Zudem kann es helfen, Sachverhalte besser zu verstehen und zu durchdringen, was in der Kommunikation abläuft. 

Zum Beispiel kann man seinem Gegenüber, wenn dieser einverstanden ist, ein Konzept erklären und es dann gemeinsam anwenden.

Im Coaching und in der Beratung ist es eine gängige Methode, dass der Therapeut oder die Therapeutin ein Konzept erklärt. Das nennt man Psychoedukation. Dadurch wird Augenhöhe erzeugt, weil man die anderen in sein Spezialwissen einweiht und ihnen die Möglichkeit gibt, sich zu informieren.

Aber Vorsicht: Es kann schnell passieren, dass Erklärende elterlich wahrgenommen werden. Das lässt sich abmildern, in dem man vor dem Erklären um Erlaubnis fragt. Zusätzlich kann man versuchen auf seine Erzählweise zu achten und zum Beispiel probiert, nicht belehrend zu wirken.

Die Konzepte der Transaktionsanalyse eignen sich besonders, um sie anderen zur Problemlösung zu erklären, da sie leicht verständlich sind. Wenn dir das nächste Mal ein TA-Konzept einfällt, wenn dir jemand ein Problem erzählt, kannst du ja mal fragen, ob du es erklären darfst. 

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5. Illustration

Die Illustration dient dazu, das Erzählte zu verbildlichen. Dazu kann eine Anekdote, eine Kurzgeschichte, eine Metapher oder ein Gleichnis erzählt werden. Es ist auch möglich, eine kurze Situation zu schildern, in der es ein ähnliches Problem gab und wie man es angegangen ist.

Eine andere Option besteht darin, die Fantasie seines Gegenübers anzuregen und zu fragen, ob er ein Bild im Kopf hat, was seine Situation veranschaulicht.

Die dadurch aufgezeigten Analogien können dabei helfen, das Problem besprechbar zu machen oder es neu zu betrachten.

Im Coaching habe ich schon oft den Vergleich eines Gefühls mit einem schwarzen Loch gehört. Hier lässt sich gut mit der Illustration arbeiten und zum Beispiel fragen, wo denn der Lichtschalter ist oder wie er sich erreichen lässt.

6. Bestätigung

Komplimente und Bestätigungen der dargestellten Wirklichkeit der Klienten können helfen, aufzuzeigen, welche Ressourcen sie zur Verfügung haben. Es geht darum, zu bestätigen, was schon gut läuft oder dass sie auf dem richtigen Weg sind.

Man könnte zum Beispiel sagen: “Ich habe ein gutes Gefühl und glaube, dass du es so schaffen kannst!” - Vorausgesetzt, du siehst das auch tatsächlich so.

Bestätigung stärkt den Beziehungsaufbau und kann ein positives Gefühl hinterlassen.

7. Deutung

Unter Deutung versteht man die eigene Interpretation der Dinge oder seine Vermutung, was dahintersteckt. 

Dabei handelt es sich eher um ein Deutungsangebot, da wir keinen Anspruch auf Geltung haben. Also eine Hypothese oder auch Annahme. 

Auch hier kannst du vorher fragen, ob dein Gegenüber deine Deutung hören möchte. So verringerst du die Wahrscheinlichkeit, elterlich zu wirken und Ablehnung zu erzeugen.

Mit einer Deutung kannst du den Gesprächsfokus auf Aspekte lenken, die eventuell noch nicht berücksichtigt worden.

8. Kristallisation

Bei der Kristallisation geht es darum, das Besprochene zusammenzufassen. Dadurch lässt sich Klarheit erzeugen und prüfen, ob es noch Unklarheiten gibt.

Es wird mit eigenen Worten das wesentliche einer Unterhaltung oder eines Unterhaltungsabschnitts zusammengefasst und geschaut, ab das Gegenüber diese Sichtweise ebenfalls teilt.

Das kann ein Gefühl von “Verstandenwerden” erzeugen.

9. Fazit

Die 8 Interventionen von Berne können helfen, in Coachings neue Impulse zu setzen und deine Klienten bei der Problemlösung zu unterstützen. 

Berne hat die Interventionen nach ihrer Intensität und Tiefe geordnet. Dies ist aus meiner Sicht zu hinterfragen: Auch eine Befragung kann intensiv sein und vielleicht mehr bewirken als eine Deutung zu geben. 

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten der Intervention: 

  • Reframing - Umdeutung von bisherigen Sichtweisen
  • Prozess-Format, bei denen ein Klient durch eine bestimmte Abfolge geleitet wird - Zum Beispiel systemische Aufstellungen oder Timelines
  • Hinterfragen
  • Erlaubnisse

Das praktische Anwenden der Interventionen wird dir am ehesten einen Eindruck der Wirkungen der Bernschen Interventionen ermöglichen. Wir wünschen dir tolle Aha-Erlebnisse beim Ausprobieren!

Über den Autor: Steffen Raebricht 

Gründer von TA+

Transaktionsanalyse-Trainer, Selbstständig, Universitäts-Dozent (UT-Dallas), Trainer, Coach, Autor, Imker

Hier erfährst du mehr über Steffen

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