Beziehungsgestaltung: So gehst du mit Problemen besser um 

Heute las ich in einem Forum den Beitrag einer Frau, die ein Problem mit Ihrem Partner hat. Sie hatten abgesprochen, dass er das Essen vorbereitet. Als sie nach Hause kam war nichts gemacht und er saß vor der Glotze.

Beziehungsgestaltung



Ihre Frage: Was tun? Klar, man könnte schmollen oder einfach ausflippen und einen Streit vom Zaun brechen. Der Beziehung ist es wahrscheinlich nicht förderlich.

Beziehungsgestaltung

Eine Möglichkeit, die für mich funktioniert, sind Eskalationsstufen. Ich kenne sie vom Militär. Beim Begegnen von Menschenansammlungen werden, je nach Zuspitzung der Situation, immer stärkere Mittel angewandt. Vom Abwarten im Hintergrund, über das Bilden einer Menschenkette, Hochbringen von Schutzschildern, Tränengaseinsatz bis hin zum Warnschuss und schließlich auch scharfen Schuss, wenn das eigene Leben in Gefahr ist. Ich bin kein Freund von Gewaltanwendung. Das Prinzip des Eskalierens finde ich auch für Beziehungen interessant.

Beziehungsgestaltung

Je höher eskaliert wird, desto eher könnte die Beziehung leiden. Deswegen finde ich es interessanter grundsätzlich das geringstmögliche Mittel einzusetzen. “Suaviter in modo fortiter in re” - Mild in der Form, fest in der Sache. Vom geringsten zu intensiveren Mitteln. 

Die Frau hatte transaktionsanalytisch gesehen einen Vertrag mit ihrem Partner geschlossen. Er hatte ihn nicht eingehalten. Der Mann sollte das Essen zubereiten und saß stattdessen vor dem Fernseher.

Wie könnte die Frau eskalieren?

  1. Der Partner hält den Vertrag nicht ein. Sie stellt ihn zur Rede und gibt freundlich zu verstehen, dass sie der Vertragsbruch stört (freundliches und bestimmtes zu Verstehen geben).
  2. Der Partner hält den Vertrag wieder nicht ein: Sie gibt erneut zu verstehen, dass es sie stört. Diesmal ist sie nicht mehr so freundlich und bringt ihren Ärger zum Ausdruck (deutliches zu Verstehen geben).
  3. Der Partner hält den Vertrag erneut nicht ein: Sie bringt ihren Ärger zum Ausdruck und gibt zu verstehen, dass sie zukünftig nur noch Essen für sich selbst zubereitet, wenn keine Besserung eintritt (Konsequenz aufzeigen).
  4. Der Partner bricht den Vertrag erneut: Sie trifft in dieser Angelegenheit keine Absprachen mehr. Sie kocht nur noch für sich allein (Konsequenzen umsetzen).

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Es hat sich, meiner Erfahrung nach, bewährt Dinge zunächst freundlich anzusprechen. Vielleicht ist dem Anderen gar nicht bewusst, dass Dich sein Verhalten stört. So gibst Du ihm die Chance etwas zu ändern. Das passiert wahrscheinlich ohne Einbußen in der Beziehung

Beziehungsgestaltung

Es geht nicht darum den Anderen nach Deiner Pfeife tanzen zu lassen. Dein Partner hat das Recht sich so zu verhalten, wie er es will. Gleichzeitig kannst Du zum Ausdruck bringen, was Du für Euer gemeinsames Zusammenleben benötigst. Er hat die Wahl sich zu entscheiden. Würde mir meine Freundin verbieten wollen, mich mit meinem besten Freund zu treffen, so würde ich ihrem Wunsch nicht nachkommen.

Nachdrückliches zu verstehen geben


Dem Partner wiederholt und deutlich zu verstehen geben, dass Dich etwas stört. Das könnte ihn zum Aufwachen bewegen. Vielleicht hat er das erste Insistieren noch nicht ernst genommen. Spätestens jetzt weiß er, dass Du es ernst meinst.


Konsequenzen aufzeigen

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Geht der Partner nicht auf den Wunsch ein, kann man eine Konsequenz ankündigen. Dabei halte ich es für wichtig, dass Du bereit bist, diese auch umzusetzen. Ebenfalls würde ich keine Konsequenz androhen, die nichts mit dem Thema zu tun hat („Wenn Du unsere Essensabsprache brichst, wasche ich nicht mehr Deine Wäsche.“). 

Stattdessen finde ich es sinnvoll in der Konsequenz den Partner themenbezogen außen vor zu lassen. “Wenn Du nichts zum gemeinsamen Kochen beiträgst, dann koche ich nur noch für mich.” Dabei geht es nicht darum den Partner zu bestrafen. Es geht darum dir eine Situation zu schaffen, in der du dich nicht mehr ärgerst. Den Partner zu bestrafen ist manipulativ. Sich selbst in Ruhe zu lassen bezieht sich auf dein eigenes Wohlergehen.

Wenn man gesagt hast, man kocht nur noch für sich, dann sollte man es auch tun. Andernfalls untergräbt man sich selbst. Man signalisiert dem Partner, dass es wohl doch nicht so schlimm sein kann. Eine zweideutige Botschaft. 

Beziehungsgestaltung

Das ist der schwerste Part. Auf sich selbst hören. Hinfühlen. Konsequent sein. Und das Kochen für sich selbst so organisieren, dass man selbst Freude dabei hat. Das macht einen auch berechenbar für die Zukunft. Man macht sein Ding. Deshalb ist man aber nicht unhöflich oder pampig zu seinem Partner. Man kann freundlich bleiben und gleichzeitig selbstbestimmt. Das nenne ich eine erwachsene Reaktion. Es ist wie ein Schritt zur Seite. Es wird sich nicht mehr gestritten und geärgert. Es wird auf sich selbst geachtet.

Checkliste

Beziehungsgestaltung

Das sind die Prinzipien, nach denen ich mich beim Eskalieren richte.

  1. Immer wieder über die gleiche Sache beschweren, bringt in meinen Augen nichts. Es könnte eskaliert werden.
  2. Grundsätzlich vom weichsten Mittel aus schrittweise Eskalieren.
  3. Zeige nur Konsequenzen auf, welche Du auch wirklich umzusetzen bereit bist.
  4. Konsequenzen haben nicht den Zweck den Partner zu bestrafen. Sie fokussieren auf Dein eigenes Wohlergehen.

Angemessen reagieren

Mit Eskalationsstufen habe ich die Möglichkeit meine Bedürfnisse der Situation angemessen zu äußern. Je nach Situation ist es sinnvoll auch auf höheren Stufen einsteigen. Mir fällt spontan Belästigung im Büro ein. Dort kann/darf/sollte man mit einem deutlichen „Nein!“ und der Androhung einer Beschwerde einsteigen. Wenn man sich von der lauten Musik des Nachbars gestört fühlt, nicht gleich bei der Hausverwaltung beschweren oder die Polizei rufen. Zunächst könnte man freundlich um eine Reduzierung der Lautstärke bitten. Der Situation angemessen: Das halte ich für den Königsweg.

In welchen Situationen könntest Du die Eskalationsstufen gebrauchen? Auf der Arbeit, Zuhause oder bei Freunden. Schreibe mir Deine Erfahrungen.


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Über den Autor: Steffen Raebricht 

Gründer von TA+

Transaktionsanalyse-Trainer, Selbstständig, Universitäts-Dozent (UT-Dallas), Trainer, Coach, Autor, Imker

Hier erfährst du mehr über Steffen

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