Richtig mutig Erwachsen sein 

Als du noch klein warst, warst du abhängig von deinen Eltern und somit auf ihr Wohlwollen angewiesen. Du hast dich an ihren Vorgaben orientiert und Strategien entwickelt, um möglichst gut durch deine Kindheit zu kommen. Das hast du geschafft! Die alten Spielregeln haben für das Spiel Kindheit funktioniert.

Jetzt bist du erwachsen! Die Ausgangsbedingungen sind nun andere. Du bist nicht mehr von deinen Eltern abhängig. Das Spiel hat sich geändert! Du kannst jetzt selbst entscheiden, ob du Erbsenpüree essen willst. Du bist nur noch dir selbst Rechenschaft darüber schuldig, wenn dein Arbeitszeugnis schlecht ausfällt. Du kannst dir aussuchen welchen Job du annimmst und wo du wohnen willst. Als erwachsener Mensch hast dein Leben selbst in der Hand und kannst entscheiden, was du damit anfängst.

Jedoch spielen viele Volljährige noch immer nach den Regeln der Kindheit. Sie verhalten sich als ob sie noch immer Mama und Papa gehorchen müssten. Nur dass diese Stimme in ihrem Kopf die elterliche Funktion übernommen hat. Du bist nicht geisteskrank. Solche Stimmen sind normal. Bei diesen handelt es sich um Persönlichkeitsanteile, die ein bestimmtes positives Interesse für uns verfolgen.

  •  Robin hat einen stark ausgeprägten Persönlichkeitsanteil, der sicherstellen möchte, dass andere sie gern haben. Das hat mitunter den Nachteil, dass Robin nicht genügend auf sich achtet und sich manchmal von anderen ausnutzen lässt. Noch schlimmer ist, dass sie sich selbst sogar häufig ausnutzt und anderen Gefallen tut, obwohl diese nicht mal darum gebeten haben. Robins Stimme erzählt ihr nämlich die Geschichte, dass sie nicht in Ordnung ist, wenn sie nicht schön hilft. Das bekommt sie beim Verstoß gegen diese Regel mit einem halb bewussten “Nicht-Okay”-Gefühl zu spüren.

    Durch ihr starkes Engagement für die Firma zeigt die schlecht bezahlte Robin bereits Erschöpfungssymptome. Als ihre Chefin sie auf dem Gang lobt: “Du bist hier ein tragendes Teammitglied. Ich brauche deine Unterstützung!” - fühlt Robin sich zu noch mehr Leistung verpflichtet.

    Statt umgehend eine Gehaltserhöhung zu fordern, überlegt sie, an welchen Stellen sie noch mehr Gas zu geben könnte, obwohl es sie manchmal wurmt, dass sie zu den schlechtbezahltesten Mitarbeiterinnen gehört. Robin geht für ein wenig Anerkennung konstant über ihre Grenzen. Das fühlt sich für sie sogar schon normal an. Es ist für sie zur Gewohnheit geworden.

    Als Robin mal einen Arzttermin und deswegen nicht an einem regulären Meeting teilnehmen konnte, rief sie noch beim Arzt an und versuchte den Termin zu ändern. Als das nicht möglich war, hatte Robin ein schlechtes Gewissen. Sie konnte nicht gefällig sein und bekam das sofort von ihrem Persönlichkeitsanteil zu spüren.
  • Danieles innere Stimme erzählt ihm öfters mal, dass die anderen richtige Lappen sind. Die bekommen gar nichts auf die Reihe. Mit der gleichen Einstellung ist Danieles Vater damals auch ihm gegenüber aufgetreten. Jetzt ist Daniele schon eine Weile volljährig und hat die Seiten gewechselt. Er hat die Einstellung seines Vaters übernommen und redet sogar mitunter wie er. Das ist auch nicht erwachsen, sondern elterlich. Es handelt sich um einen Eltern zu Kind Mechanismus. Da ist kaum etwas Erwachsenes drin. Wir unterscheiden zwischen volljährig und erwachsen.

    Daniele war in seinem früheren Job Vorgesetzter. Er fand es gut, wenn seine Untergebenen und auch Gleichgestellte anhimmelten. Sie fragten ihn oft, wie dieses und jenes ginge. Mit viel Eifer hatte er sich ein gutes Fachwissen angeeignet. Doch das nutzte er nicht nur um zu unterstützen. Er regte sich auch gern aus seiner überlegenen Position über die “Unfähigkeit” und “Dummheit” der anderen auf. Sein Wissen und sein Können missbrauchte er, um sein abwertendes Weltbild aufrecht zu erhalten.

Mutig dein Leben meistern

Ängste überwinden und Herausfordungen meistern mit einem Mut-Mindset

Viele passen sich lieber an, um nicht aus der Reihe zu fallen. Auch elterlich zu sein, wie Daniele, ist eine Anpassung an Normen. Sie wurden nie hinterfragt und überprüft. So wie Kinder auch nicht hinterfragen und überprüfen. Aber hey, das sind die alten Spielregeln in einem neuen Spiel. Viele Volljährige, sogar Omis und Opis, spielen in vielen Situationen noch immer den Regeln der Kindheit. Eltern und Kind. Wenn du aus der Reihe tanzt und anfängst für dich einzustehen, kann es sein, dass andere erst einmal irritiert sind. Du beginnst erwachsen zu werden. Viele Menschen wissen zunächst nicht, wie sie darauf reagieren sollen. Du bist jedoch nicht mehr abhängig von der Meinung anderer. Als erwachsener Mensch, der zu sich steht, wirst du auch Gegenwind von anderen ausgesetzt sein. Wir werden dir zeigen, wie man damit umgehen kann.

  • Im Personalgespräch mit ihrer Vorgesetzten stellte Robin heraus, dass sie sehr gern bei ihrer Firma arbeitet und dass sie das Team schätzt.

    Robin bemerkt, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildet und wie Angst in ihrem Bauch sitzt. Jetzt ist es Zeit für eine Mutprobe. Sie hat sich auf das Personalgespräch vorbereitet und beinahe auswendig gelernt, was sie jetzt sagen wird. Mit leiser und zittriger Stimme spricht sie und schaut dabei immer wieder auf ihren Notizzettel, den sie sich vorbereitet hat:

    “Ich habe im letzten Jahr viele Verantwortlichkeiten zusätzlich übernommen und glaube auch, dass ich sie gut wahrgenommen habe. Allerdings ist mein Gehalt das zweitschlechteste hier in der Firma und seit meiner Einstellung vor 3 Jahren nicht gestiegen. Es spiegelt für mich nicht den Wert wieder, den sie mir neulich auf dem Gang zugesprochen haben. Ich hätte gern eine Gehaltserhöhung!”

    Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass die Chefin nicht schlecht gestaunt hat. Solche Worte hat sie von Robin noch nicht gehört.
  • Daniele ist es leid, dass ihn andere um Rat fragen, ohne vorher selbst nachzudenken. Aber er will nicht unfair sein und seine Kollegen zur Schnecke machen. Das bringt auch nichts. Deswegen entscheidet sich Daniele seine Einstellung zu ändern. Er will mit ihnen auf Augenhöhe sprechen.

    Als einer seiner Untergebenen ins Büro kommt und fragt, wie der Seminarraum vorzubereiten ist, will Daniele schon die Frage beantworten. Doch diesmal macht er etwas anderes. Er spürt einen inneren Widerstand, doch er fragt zurück: “Wie würden Sie das machen?” Der Kollege antwortet: “Weiß nicht.” Daniele denkt sich: “Ha, da haben wir es doch wieder - nichts als unfähiges Personal.” Doch diese Denkweise hat ihn in der Vergangenheit nichts gebracht. Er fühlt einen inneren Widerstand, doch kann ihn überwinden. Er sagt: “Dann überlegen sie in Ruhe und wenn sie ein paar Ideen gesammelt haben, dann kommen sie noch einmal. Wir können die dann zusammen besprechen.”



Damit haben Daniele und Robin den Mut gehabt sich selbst zu hinterfragen und neu zu handeln. Sie werden daraufhin andere Resultate erhalten als bisher. Sie sind ein Stück erwachsener geworden.

Erwachsen zu sein, hat nicht mit Spießertum und Langeweile zu tun. Im Gegenteil. Nach elterlichen Normen leben und das tun, was andere von einem erwarten, das ist langweilig. Erwachsen sein bedeutet das eigene Leben aktiv zu steuern, unzweckmäßige Regeln über Bord zu werfen und eigene Maßstäbe zu setzen. Es bedeutet sich ein Leben zu erschaffen, wo man das tut, worauf man Lust hat. Kindliche Bedürfnisse, die sowieso ein Leben lang erhalten bleiben, werden nicht mehr ignoriert, sondern auf angemessene Weise befriedigt. Ein Erwachsener arbeitet auf spielerische Art. Gesellschaftliche Normen bestimmen nicht mehr das Handeln. Das wird von selbst aufgestellten Werten übernommen. Er macht nur noch das, was er wirklich will. Der natürliche Eigenantrieb ist durch Abschütteln von Hinderlichem wieder in Gang gekommen. Kindliche Neugier ist da. Deswegen können lohnenswerte Risiken eingegangen werden.

Robin und Daniele sind über ihren Schatten gesprungen und haben einen ersten Erfolg erzielt. Sie haben die Spielregeln der Kindheit hinterfragt und sind in ihrer jeweiligen Situation zu den Spielregeln der Erwachsenen übergegangen.

Im Gegensatz zum Kind sorgt ein erwachsener Mensch selbst dafür, dass seine Bedürfnisse erfüllt werden.

Zusammenfassung

  • Jetzt bist du erwachsen! Die Ausgangsbedingungen sind nun andere
  • Du kannst selbst entscheiden
  • Viele Volljährige spielen noch immer nach Regeln der Kindheit
  • Habe den Mut alte Regeln zu hinterfragen und neu zu handeln
  • Erwachsen sein bedeutet eigene Maßstäbe zu setzen, auch wenn das mitunter Gegenwind von anderen bedeutet
  • Ein Erwachsener kümmert sich selbst um seine Bedürfnisse



>
Success message!
Warning message!
Error message!