Stress erklärt - Auf diese Weise wird Stress ausgelöst
Um Stress wirkungsvoll zu bekämpfen, ist es sinnvoll zu verstehen, wie er bei dir ausgelöst wird. Dazu schauen wir uns zwei Modelle an. Das erste Modell gibt dir einen allgemeinen Überblick darüber, wie Stress bei jedem Menschen erzeugt wird. Das zweite Modell schaut dann insbesondere auf die psychischen Prozesse.
Stress und Burnout effektiv vorbeugen
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1. Überblick über die Entstehung von Stress
Jeder Mensch, der auf eine heiße Herdplatte fasst, erschreckt sich und zieht blitzschnell die Hand weg. Die enorme Hitze löst bei uns Stress aus, wodurch wir schnell reagieren können. Genauso ist es, wenn wir nicht atmen können. Wir geraten unter Stress und versuchen alles, um wieder Luft zu bekommen. Psychologen nennen das “Objektive Stressfaktoren”. Diese spielen in unserem Alltag eine untergeordnete Rolle.
Viel wichtiger ist der Stress, der von jedem Menschen individuell erlebt wird.
Stell dir vor, zwei Kollegen werden zu ihrem Chef gerufen. Der Vorgesetzte ist richtig sauer. Mit sehr lauter Stimme droht er beiden mit Kündigung.
Mit ihren fünf Sinnen nehmen die beiden Kollegen Reize aus der Umwelt auf. In dieser Situation vor allem mit den Augen und Ohren. Diese Reize in Form von Schallwellen und Licht sind zunächst einmal neutral. Sie sind keine besseren oder schlechteren Schallwellen und Lichtstrahlen als alle anderen Schallwellen und Lichtstrahlen auch.
Erst im Moment, in dem diese Reize von den beiden Kollegen mit einer Bedeutung versehen werden, ergibt sich eine schlechte, neutrale oder gute Beurteilung. Da dieser Prozess gewohnheitsmäßig schnell vonstattengeht, ist es den meisten Menschen gar nicht bewusst, dass sie den eigentlich neutralen Reizen erst eine Bedeutung geben.
Das ist jedoch wichtig zu verstehen, denn die beiden Kollegen bewerten die völlig identischen Reize unterschiedlich. Der eine gerät unter Stress. Der andere bleibt gelassen, ist sogar etwas freudig. Warum das? Lass mich dir zeigen, was ich meine:
2. Die Bewertung macht den Unterschied
Lass uns mal darauf schauen, welche Unterschiede es zwischen den beiden Kollegen gibt.
- Begleitumstände (Kontext)
- Psychische Beschaffenheit
Die Begleitumstände der beiden Kollegen sind völlig unterschiedlich. Während Kollege 1 auf seinen Job angewiesen ist, hatte Kollege 2 sowieso die Absicht zu kündigen. Die beiden befinden sich also in völlig unterschiedlichen Kontexten, obwohl die Situation identisch ist.
Vielleicht würde Kollege 2 auch mit Stress reagieren, wenn er bei Verlust des Jobs Geldsorgen bekäme und in die Gefahr von Ansehensverlust beim Partner käme.
Das könnte so sein, oder?
Jedoch bestimmt der Kontext nicht ausschließlich, ob wir unter Stress geraten oder nicht. Stell dir vor, Kollege 2 hätte den gleichen Hintergrund wie Kollege 1. Sie hätten also beide Geldsorgen, wenn sie ihren Job verlieren würden. Kollege 2 wüsste jedoch, wie er sich erfolgreich gegen den Vorgesetzten behauptet. Er hat Wutausbrüche seines Vorgesetzten schon öfter erlebt und kann mit ihnen umgehen. Es wäre wahrscheinlich, dass seine Stressreaktion wesentlich geringer ausfällt als die des Kollegen 1.
Der Grund dafür liegt in der unterschiedlichen psychischen Beschaffenheit.
Die beiden Kollegen bewerten die Schallwellen des Vorgesetzten unterschiedlich. Gründe dafür können sein:
- Unterschiedlicher Erfahrungsgrad mit der zu handhabenden Situation
- Unterschiedlicher Wissensstand
- Un-/entdeckte innere Ressourcen
- Eventuell vorhandene psychische Blockaden
Erfahrung und Wissen helfen dir dabei, eine Situation besser einzuschätzen und mit ihr umzugehen. Je mehr du davon hast, desto wahrscheinlicher ist es, dass du gut mit der vorliegenden Situation umgehen kannst.
Innere Ressourcen sind Fähigkeiten, die du besitzt. Bei einem Seminar musste ich einmal ein Bühnenstück improvisieren. Ich war tierisch aufgeregt. Als ich fertig war, bekam ich tosenden Applaus. Anscheinend hatte ich meine Aufgabe gut bewältigt. Bis dahin wusste ich nichts von meinem Schauspieltalent. Innere Ressourcen können bereits erschlossen sein oder aber auch nicht.
Ein nicht zu unterschätzender Punkt sind psychische Blockaden. Das kann sein, wenn du dir weniger zutraust, als du tatsächlich zu leisten imstande bist. Das ist der Fall, wenn du schneller von deinen Gefühlen übermannt wirst als andere oder keinen Gefühlszugang hast. Das können aber auch veraltete Normen sein: “Schuster bleib bei deinen Leisten” - Eine solche verinnerlichte Norm kann dich darin blockieren, etwas Neues auszuprobieren.
Lass uns noch einmal zusammenfassen, wie Stress entsteht:
All diese Vorgänge laufen automatisiert, sehr schnell und zumeist unbewusst ab. Das bedeutet jedoch nicht, dass das so bleiben muss. Es gibt verschiedene Wege, wie du deinem Stress entkommen kannst.
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3. Analysiert: Auf diese Weise erzeugen wir Stress
Stress entsteht oft durch unbewusstes Einmischen in die eigenen mentalen Prozesse, in Form von inneren Befehlen.
Das erkennt man daran, dass man sich gedanklich Sachen sagt wie:
“Ich muss das jetzt machen!”
oder
“Das darf nicht passieren!”
Stress ist eine emotionale Reaktion darauf, dass man solchen Befehlsgedanken mehr Glauben schenkt, als der Realität. Man hadert damit, dass sich die Realität anders gestaltet als es “sein sollte”.
Ein Beispiel: Angst als eine Form von Stress könnte hervorgerufen werden von Gedanken wie:
“Es darf nicht sein, dass ich die Präsentation vermassele!”
oder
“Ich muss diese Präsentation erfolgreich über die Bühne bringen, sonst halten mich alle für einen Versager!”
Beim Autofahren könnte man sich sagen:
“Es darf nicht sein, dass ein Unfall passiert, weil ich danach nie wieder glücklich sein werde!”
oder
“Ich muss ganz schnell nach Hause, weil ich mich sonst nicht entspannen kann.”
Es handelt sich um Einmischung durch innere Befehle, die wir uns sagen und mit denen wir eine darunter liegende Angst verdrängen.
Dieses Einmischen kann man sich vorstellen wie eine Art Überschreiben. Obwohl schon etwas dasteht, nimmt man einen dicken Stift und übermalt das Ursprüngliche und schreibt dann etwas Neues darüber. Das macht das darunter Geschriebene nicht weg, sondern überlagert es nur. Dieses Überlagern kostet unendlich viel Energie.
4. Stress und selbsterfüllende Prophezeiungen
Auf diese Weise werden auch selbsterfüllende Prophezeiungen heraufbeschwört.
Dein Chef hat dir aufgetragen, beim nächsten Team-Meeting eine Präsentation zu halten. Du bist gut in deinem Thema, jedoch liegt es dir nicht sonderlich vor anderen zu präsentieren.
Deswegen bereitest du dich intensiv vor. Die Präsentation findet am Donnerstag statt. Das ganze Wochenende hast du dich in deiner Freizeit bereits darauf vorbereitet. Am liebsten hättest du es gehabt, dass die Präsentation schon am Montag wäre, dann müsstest du nicht noch die ganze Woche daran denken, dass du am Donnerstag vortragen musst.
Deine Sorge ist, dass du es verbockst. Also sagst du dir selber: “Ich darf es nicht vermasseln.” Du merkst, wie du ordentlich unter Druck stehst. Als du dann am Donnerstag nach vorn gebeten wirst, merkst du, wie geschwitzt du bist. Deine Hände zittern. Du stotterst und kommst alles andere als souverän rüber. Und du denkst dir: “Jetzt passiert genau das, was ich eigentlich verhindern wollte. Ich vermassele es.”
Die verengte Wahrnehmung auf “Ich darf es nicht vermasseln” hatte dazu geführt, dass sich ein solcher innerer Druck aufgebaut hatte, dass genau das passierte. Eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Wie wäre es gewesen, wenn der innere Befehl “Ich darf es nicht vermasseln” nicht da gewesen wäre? Wahrscheinlich hättest du dich auf das konzentriert, was du gut kannst und hättest einen souveränen Vortrag hingelegt.
Gelassenheit kann entstehen, sobald wir aufhören, uns durch innerliche Befehle einzumischen. Wenn wir uns nicht mehr sagen: “das darf nicht passieren” oder “ich muss das schaffen”
Kommen wir noch einmal zurück zum Präsentationsbeispiel. Deine ursprüngliche Sorge könnte die Erkenntnis sein: “Ich könnte es nicht gut machen.”
Die unbewusste Einmischung in Befehlsform, die du darüber schreibst könnte dementsprechend lauten: “Es muss erfolgreich sein! Ich muss das gut machen!” Das baut eine Menge Druck bei dir auf und kostet somit übermäßig viel Energie.
Nehmen wir mal an, man merkt schon Symptome von Erschöpfung, weswegen du zum Arzt gehst, welcher dir dann sagt, dass du es langsamer angehen sollst. Da du den Arzt als eine Autoritätsperson siehst, überschreibst du die Überschreibung nochmal. Das könnte so aussehen: “Obwohl ich es schaffen muss, muss ich es auch langsamer angehen lassen”. So entsteht ein doppelter Druck, der uns in Richtung Erschöpfung bringt.
Durch diese inneren Befehle entsteht Stress, der uns erst recht in Richtung Katastrophen Situation treibt und Unmengen an Energie kostet.
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5. Video zum Artikel
Hier haben wir dir ein Video zum Artikel vorbereitet, in dem das Wichtigste zum Thema "Was ist Stress" erklärt wird:
6. Zusammenfassung und PDF-Download
In diesem Artikel haben wir besprochen, wie durch unsere persönlichen Bewertungen Stress entsteht und dass er somit individuell ist. Wir haben gezeigt, wie du Stress in deiner Psyche erzeugst, indem du angstauslösende Situationen mit inneren Befehlen überschreibst. Diese Befehle haben im Kern die Form: “Es darf nicht sein, dass…!” oder “Es muss…!”
Wir haben zudem besprochen, dass gerade durch Stress selbsterfüllende Prophezeiungen befeuert werden. Du weißt jetzt, dass Stress eine emotionale Reaktion auf innere Befehle ist.
Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie du deinen Stress bewältigen oder sogar auflösen kannst, dann schau mal hier…
Hier kannst du dir eine Zusammenfassung als PDF downloaden:
Wir freuen uns über einen Kommentar von dir!
Steffen
Verwendete Quellen:
- Kapitel 1: Lazarus R. S. 1991: Emotion and Adaptation.
- Kapitel 2: Wagner A., Kosuch R., Iwers-Stelljes T. 2016:
Introvision - Problemen gelassen ins Auge schauen - Eine Einführung