Vision Quest Erfahrungsbericht: Berufung, Erwerb und Familie in Einklang bringen


Ich lade eine Schubkarre Holz am Lagerfeuerplatz auf dem Grundstück meines Freundes Wolfgang ab. Er hat einen riesigen Garten, parkähnlich. Ringsum sind Weiden mit Kühen und Pferden. Dort habe ich bereits mein Zelt aufgebaut.


Auf der Weide will ich die nächsten Tage verbringen. Wolfgang arbeitet schamanisch. Zu diesen Arbeiten zählt unter Anderem auch die Vision Quest.


Vision Quest

Bei einer Vision Quest, auch Visionssuche genannt, wählt man den bewussten Rückzug vom Alltag. Man ist allein, fastet und sucht die Antwort auf eine zuvor gebildete Lebensfrage.

Ich entzünde das Feuer. Normalerweise mit dem Feuerstein. Doch weil es inzwischen meine siebte Visionssuche ist, darf ich das Feuerzeug verwenden. Im nu habe ich das Feuer vergrößert. Wolfgang hat noch einen Klienten dabei. Wir setzen uns zu dritt ans Feuer und starren eine Weile in die Flammen.

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Das Anliegen

Dann beginne ich von meinem Anliegen zu berichten: Mir sei mitunter der Sinn meiner Arbeit entglitten. Bisher konnte ich meine persönliche Entwicklung mit meiner Arbeit sehr gut verknüpfen. Doch durch meine Fortschritte bedient meine Arbeit nun nicht mehr dieses Bedürfnis. Ich bin meiner Kommunikationsarbeit entwachsen. So empfinde ich es jedenfalls.

Wenn das der Fall ist, kann man den Sinn dessen auf einer höheren Ebene suchen.

Wolfgang differenziert zwischen Erwerb und Berufung. Das bringt mich ins Grübeln. Und gleichzeitig finde ich das spannend. Denn eigentlich habe ich keine Lust, ein neues Business zu starten. Genau hier liegt ja auch mein innerer Zwiespalt. Hinzu kommt noch, dass ich in absehbarer Zeit eine Familie gründen möchte. Dafür benötige ich Geld, Zeit und Energie. Da kann ich nicht noch nebenbei was Neues aufbauen. 

In den nächsten 2 Stunden erarbeiten wir die finale Fragestellung: "Was ist die Synthese (das Höhere) aus Erwerb, Berufung und Familie?"


Alleinsein

Das Lagerfeuer brennt hell. Wir haben eine Schubkarre Holz drauf geworfen. Die Arbeit ist beendet. Der Klient steigt in sein Auto und fährt nach Hause, Wolfgang geht ins Haus und ich gehe in die Dunkelheit auf die Weide zu meinem Zelt. Die nächsten Tage werde ich dort ausharren bis ich meine Antwort auf diese Frage habe.

Die erste Nacht ist klar. Das wirkt sich auf die Temperaturen aus. Morgens finde ich Eisstücke auf meinem Zelt.

Tagsüber gesellen sich Wind, Regen und Hagel dazu. Das soll auch so bleiben. Ich habe gute Sachen mit. Kalte Füße werde ich trotzdem haben. „Dann ist das so.“ - denke ich mir.

„Was ist die Synthese (das Höhere) aus Erwerb, Berufung und Familie?“

Am ersten Tag kommt mir: „Kontinuität“ Wenn ich an allen drei Bereichen kontinuierlich dran bleibe, dann entwickeln sich diese auch. Diese Gewissheit erlange ich, indem ich auf die letzten Jahre zurückblicke. Ich habe eine stabile Selbstständigkeit aufgebaut mit steigenden Zahlen. Ich habe mich weiterentwickelt, sonst hätte ich schließlich keine Sinnkrise erlebt. Meine Beziehungen sind tendenziell tiefer und friedlicher geworden. 

Wenn ich also nur so weitermache wie bisher, wird schon einmal alles gut. Doch das ist nur ein Aspekt und beantwortet die Frage nicht umfänglich. Ich bleibe also sitzen und bewege meine Frage weiter.

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Hilfreiche Gespräche

Einmal am Tag kommt Wolfgang vorbei. Er erzählt, wie er seinen Enkeln Pommes in seiner neuen Friteuse zubereiten wird. Mein leerer Bauch grummelt. Dann sprechen wir über Gehaltvolles. Darüber, was Vaterschaft bedeuten könnte, was Berufung ist, wie man Erwerb definieren könnte und dass Menschen ihm mitunter so sehr nachhecheln um sich sinnlose Dinge zu kaufen, dass sie darüber allen Sinn und Berufung verlieren.

Berufung ist ein großes Wort. Das klingt ein wenig mystisch und nicht in unsere Zeit passend. Eine Visionssuche ist eine Seelenarbeit. Hier geht es darum, den höheren Sinn in den Dingen zu finden. In der Alltagswelt können wir uns leicht ablenken. Arbeit, Essen, Netflix, Freunde, Smartphone und wieder einen Tag geschafft. Morgen wieder. Das hilft, nicht in Kontakt mit Größerem und vielleicht auch Unangenehmen zu kommen.

Eine Visionssuche ist Konfrontationsarbeit. Ich kann sie zwar abbrechen. Niemand zwingt mich auf dem Feld zu sitzen bei ekeligem Wetter. Doch ich will mich nicht ablenken. Ich will hinschauen. Ich will neue Erkenntnis. Ich will eine Lösung für mein Problem.


Tag 2 - „Mit Herz“

Was sind Erwerb, Berufung oder Familie, wenn man diese Lebensbereiche nicht mit Herz anpackt? Ich kann also schauen, dass wenn ich arbeite, dass ich es mit Vollblut tue. Das gleiche, wenn ich mich entwickle oder wenn ich mit meiner Familie zusammen bin.


Tag 3 - die finale Erkenntnis

Es ist früher Nachmittag. Wolfgang war gerade bei mir am Zelt. Er hat mir eine Flasche mit warmen Leitungswasser zum trinken mitgebracht. Ich packe die Flasche in den Fußteil meines Schlafsacks zu meinen Eisfüßen. Dann lege ich mich wieder hin. Mein Rücken schmerzt mich. Ich liege ja die meiste Zeit. Im Deckennetz meines Zelts liegt mein Zettel mit meiner Frage:

„Was ist die Synthese (das Höhere) aus Erwerb, Berufung und Familie?“

Dienen und Hingabe“ Mir kommt der Gedanke, dass das aber sehr spirituell und abgespaced klingt. Es ergibt für mich jedoch Sinn.

Das Höhere dieser drei Aspekte ist, ihnen zu dienen. Sie zu näheren. Mich ihnen hinzugeben. Auf diese Weise entsteht eine Wechselwirkung. Ich bekomme etwas Wertvolles von ihnen zurück.


Die drei Aspekte unterstützen sich gegenseitig.


Neuer Sinn

Für mich bedeutet es, dass ich weitere Aspekte des Erwerbsbereichs für mich erkannt habe. Auch wenn er nicht mehr zu hundert Prozent Schnittmenge mit meiner persönlichen Entwicklung hat, dient er jedoch in Form von Geld und freier Zeiteinteilung meiner persönlichen Entwicklung. Außerdem unterstützt er so auch das Familienleben.

Es bedeutet auch, dass ich meine Rolle als Kommunikationstrainer akzeptiere und mich nicht weiter nach neuen Möglichkeiten umschaue. Ich habe wieder neuen Sinn in meiner Tätigkeit gefunden.

Ich spüre nun, wie ich voller Energie bin. Ich habe das Höhere von Erwerb, Berufung und Familie gefunden. Die neue Klarheit breitet sich in mir aus. Ich empfinde es als sehr angenehm. Plötzlich ist mir die Erkenntnis all die Strapazen der letzten drei Tage wert und ich weiß wieder, warum ich auf die Weide gegangen bin.

Am späten Nachmittag des dritten Tages kommt Wolfgang vorbei. Wir besprechen meine Vision. Ich kann meinen Vision-Quest Platz endlich verlassen.


Integration

Ich bitte erst einmal um eine deftige Mahlzeit. Eigentlich nicht so optimal auf leeren Magen, aber ich mag das. Damit ist die Visionssuche für dieses Jahr beendet.

Jetzt gilt es, meine Vision in die Tat umzusetzen. Mir wird klar, was jetzt zu tun ist. Ich schreibe ein kleines Büchlein über Transaktionsanalyse (TA). Das habe ich schon länger vor. Mit meiner neuen Klarheit über meinen Erwerb als TA-Kommunikationstrainer freue ich mich auf diese Aufgabe.

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