Deine Ignoranz mutig aufgeben 

Ignoranz ist die Denkgewohnheit, die dich untätig bleiben lässt. Ignoranz ensteht durch Angst. In diesem Artikel wollen wir schauen, welche Strategien du möglicherweise unbewusst anwendest, um deine Angst zu verstecken und wie du deine Ignoranz aufgeben kannst.

Mutig dein Leben meistern

Ängste überwinden und Herausfordungen meistern mit einem Mut-Mindset

Neulich im Urlaub bestieg Daniele einen Vulkan, weil er die Natur liebt.

Er ist in einer kleinen Gruppe unterwegs: Vier Männer, eine Frau. Alle Männer sind gut trainiert. Die Frau stößt beim steilen Aufstieg in der Nacht als erstes an ihre körperlichen Grenzen. Alle müssen sich an ihr Tempo anpassen. Das nervt Daniele. Er will zügig auf den Berg, denn er will den Sonnenaufgang nicht verpassen.

In seinem Kopf erzählt er sich die schräge Geschichte: „Immer muss ich auf irgendwen warten. Warum bucht die überhaupt so eine Tour, wenn die so unfit ist?“

"HALT STOP!"

Kannst du in dieser Situation Danieles Grundrauschen erkennen, seine Lebensgrundposition? Er wertet die Frau als unfähig ab und stellt sich selbst damit besser. “Ich bin okay, du bist nicht okay.” Mit dieser Haltung ist es fraglich, ob Daniele seine Liebe zur Natur ausleben kann. Vielleicht macht er die Frau sogar noch verantwortlich dafür, dass er seinen Ausflug nicht im vollen Maße genießen kann: “Die Wanderung könnte so schön sein, wäre da die lahme Schnecke nicht.” In seiner Fantasie ist nur sein Wandertempo und das der anwesenden Männer passend. Damit überhöht er sich.

Robin erzählt, dass sie gern mal nach Brasilien fliegen würde. Jedoch sei das viel zu gefährlich als alleinreisende Frau. Deswegen werde sie es wahrscheinlich nicht tun.

Kannst du wieder das Grundrauschen erkennen, die Lebensgrundposition? Robin wertet sich selbst in ihrer Fähigkeit ab, allein zu reisen oder sich einen Reisepartner zu organisieren. “Ich bin nicht okay, du bist okay.” Indem sie ihre Fähigkeiten abwertet, entsagt sie sich einem Reisetraum.



1. Du bist nicht bei dir, weil du ignorierst

Du hast jetzt an zwei Beispielen gesehen, wie Daniele und Robin sich selbst durch innere Rechtfertigungen davon abhielten, ihre Wünsche zu verwirklichen. Das tat Daniele durch Selbstüberhöhung und Robin durch Selbstabwertung. Auf ihren Kern reduziert, lauten sie:

  1. Ich bin zu gut dafür (Daniele ist zu gut, um Rücksicht auf lahme Schnecken zu nehmen)
  2. Ich bin zu schlecht dafür (Robin ist zu unfähig, eine Brasilienreise zu unternehmen)

Selbstüberhöhung

Menschen, die sich selbst überhöhen, werten andere häufig ab. Sie stellen sich selbst besser dar als ihre Umwelt. Fehler machen die Anderen oder die Bedingungen sind schlecht. Du kannst wahrscheinlich schon die Beziehung zum Lebensgrundrauschen “Ich bin okay, du bist nicht okay” erkennen.

Mit dieser bisher unbewussten Denkstrategie ziehen sie erst gar nicht in Betracht, dass auch sie einen Anteil zu einer Situation beitragen. Der Blick ist auf die Umwelt und auf die anderen gerichtet. Sie wollen jemand sein, der sie nicht sind. Sie glauben unbewusst, dass ihr tatsächliches Ich nicht ausreicht. Das echte Ich wird zugunsten einer Maske abgewertet. Auf diese Weise bauen diese Menschen keinen Kontakt zu sich und zu dem auf, was sie wollen. Denn zu einer Maske kann kein Kontakt aufgebaut werden. Wenn sie ihre Ziele nicht erreichen, rechtfertigen sie das mit Schuldzuweisungen: Die lahme Schnecke, der unachtsame Partner, der faule Kollege, das schlechte Wetter, die scheiß Supermarktschlange, die anderen sind egoistisch usw.

Kannst du dich noch an Daniele beim Vortrag erinnern? Er war so ängstlich, dass während der ganzen Vortragszeit seine Stimme zitterte. Bevor er schlotternd vor dem Publikum stand, erzählte er sich auch eine selbstüberhöhende Geschichte: “Ich bin klug und ich kann im Prinzip alles machen, was ich möchte. Wenn ich mich für eine Sache entscheide, dann werde ich richtig gut darin.”

Die Krux daran war, dass er nicht anfing tatsächlich etwas zu tun. In seiner Fantasie malte sie sich seine Erfolge aus. Jedoch startete er nicht. Warum?

Indem er sich lediglich Geschichten erzählte, musste sie keinen Beweis für seinen Erfolg erbringen. Denn würde er tatsächlich anfangen, wäre er auch mit der Möglichkeit des Scheiterns konfrontiert. Das machte ihm Angst. Arroganz schützt die verwundbaren Flanken. Daniele muss seine Unsicherheiten nicht spüren und kann sein Weltbild aufrecht erhalten. Gibt er diese Schutzfunktion auf, bekommt er weiche Knie und dieses mulmige Gefühl im Bauch. Er kommt wieder in Kontakt mit der Möglichkeit des Scheiterns und mit seiner Schwäche. Das könnte sein Weltbild gefährden, welches ja lautete: “Ich bin okay, du bist nicht okay.” Jetzt weißt du auch, warum er bei seinem ersten Vortrag so schlotterte. Als er mit einem eigenen Projekt anfing, sah er sich mit der Möglichkeit konfrontiert, zu scheitern.

Menschen, die sich gedanklich selbst überhöhen, halten sich durch diese Strategie von ihren Ängsten fern. Sie erzählen sich Geschichten, um ihr Weltbild aufrecht zu erhalten. Es könnten Dinge sein, wie:

  • “Das habe ich nicht nötig.”
  • “Die Frau/der Mann war sowieso nicht mein Typ.”
  • “Ich habe keine Zeit für diesen Unsinn.”

Leider blockiert sie auch deine Weiterentwicklung. Deshalb bekommt Daniele, wenn er arrogant ist nicht das, was er eigentlich haben will. Um sich seine wahren Wünsche zu erfüllen, müsste er seine Überzeugungen in Frage stellen. Er weiß noch nicht, dass sein echtes Ich ausreicht. Daniele glaubt noch immer, dass der Maßstab seiner damaligen Bezugspersonen endgültig ist. Es bedarf einer neuen Überprüfung anhand der heutigen Situation. Das löst aber Orientierungslosigkeit, Unsicherheit und Angst aus, die er vorher nicht spüren musste.

Es taucht die emotional schwierige Frage auf: Wenn ich mich neu verhalte, wer bin ich dann? Wenn wir uns neu verhalten, reagieren unsere Mitmenschen auch anders. Allerdings können wir nicht voraussagen, wie das aussehen wird. Bleiben wir bei unseren alten Gedankenmustern, wissen wir unbewusst was passieren wird. Du hast die Wahl:

  1. Alte Gedankenmuster und wissen was passiert, aber deine wahren Ziele nicht vollständig erreichen.
  2. Oder Selbstüberhöhung aufgeben und ins Ungewisse gehen. Dafür machst du dich auf den Weg, deine Ziele zu erreichen.

Selbstabwertung

Menschen, die sich selbst abwerten, stellen andere in ihrer Fantasie häufig übergroß dar. Sie haben einen guten Kontakt zu ihren Ängsten und benutzen sie, um nicht tätig zu werden zu müssen. “Ich habe Angst!” reicht für sie als Begründung untätig zu bleiben. Dadurch bleiben sie hinter ihren Möglichkeiten zurück. Sie sehen sich als Fehlerherd und entschuldigen sich deswegen häufig.

Mit dieser unbewussten Denkstrategie kommen sie erst gar nicht auf die Idee, aktiv ihren Wünschen nachzugehen. Ihr Blick ist auf ihre Schwäche und Unfähigkeit gerichtet, die sie als unveränderlich betrachten. Auf diese Weise bleibt es beim Träumen, statt aktiver Schritte.

Robin zog nicht ernsthaft in Betracht wirklich loszureisen nach Brasilien. Sie traute sich nicht zu, mit eventuell aufkommenden Problemen umzugehen oder einen Reisepartner zu finden. Ihre selbstabwertende Geschichte könnte so lauten: “Ich kann doch nicht allein ins weite Ausland reisen. Ich wäre aufgeschmissen. Ich würde ja gern, aber ich kann nicht.”

Die Krux an dieser Geschichte ist, dass sie nicht anfängt darüber nachzudenken, wie sie ihren Wunsch angehen konnte. Immanuel Kant würde sagen:

“Sie hat nicht den Muth, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen und bleibt deswegen in ihrer selbst verschuldeten Unmündigkeit.”

Sie malt sich in Gedanken ihre eigene Hilflosigkeit aus. Ihre Katastrophengedanken erschienen ihr übermächtig. Durch ihren Bezugsrahmen sieht die übergroße Hürden und kaum Möglichkeiten. Auf diese Weise wird das Unterfangen aussichtslos, bevor es angefangen hat.

Menschen, die sich gedanklich selbst abwerten, halten sich durch diese Strategie davon ab, ihre Wünsche zu erfüllen. Mit Katastrophengeschichten erhalten ihr Weltbild aufrecht. Sie fantasieren sich Gruselgeschichten aus Gewohnheit. Hätten sie auf einmal Erfolg, müssten sie viele Lebensentscheidungen in Frage stellen. Das wiederum könnte den alten Schmerz der Kindertage oder Angst hervorrufen. Also lieber nicht.

Sie spüren, dass irgendetwas nicht stimmt. Aber sie können es nicht benennen. Was ihnen häufig fehlt, ist ein Gefühl von Lebendigkeit. Sie leben im besten Fall das Leben der anderen mit, aber von einem eigenen Schaffen und Streben sind sie weit entfernt. Das spüren sie in depressiven Phasen, wo sie sich selbst bemitleiden.

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2. Ignoranz aufgeben - Mut zur Veränderung

Beides, Selbstüberhöhung und Selbstabwertung, sind Strategien, die uns helfen, Angst nicht spüren zu müssen. Bei der Selbstüberhöhung setzen wir uns keiner echten Handlungsüberlegung aus, weil das Ziel scheinbar unter unserer Würde liegt. Bei der Selbstabwertung handeln wir nicht, weil das Ziel unserer Begierde nicht als erreichbar einstufen. Beide Vermeidungsstrategien haben den Zweck unser Weltbild nicht in Frage zu stellen und uns nicht mit unseren Ängsten konfrontieren zu müssen.

Deine Ignoranz aufzugeben braucht Mut und bedeutet auf deine realistische Größe zu schrumpfen bzw. wachsen. Diese Position gibt dir einen klaren Überblick über dich selbst und versetzt dich in die Lage, deine Herausforderungen im Hier und Jetzt aktiv anzugehen. Auf diese Weise kannst du anderen Menschen auf Augenhöhe begegnen und dich gleichzeitig klar positionieren. Du kommst mit beiden Beinen auf den Boden. Du verlässt bekanntes Terrain und wagst dich vor auf Neuland. Das kann zunächst Angst auslösen. Angst vorm:

  • Scheitern
  • Alleinsein
  • ausgelacht werden
  • Verletzt werden usw.

Das Neue beinhaltet immer Unbekanntes und löst deswegen angstvolle Fantasien aus. Diese Sorgen haben teilweise ihre Berechtigung. Wenn du dich auf bisher unbekanntes Gebiet traust, könnte tatsächlich auch etwas Negatives passieren. Deswegen hast du zu Recht Ängste. Wir sollten sie weder beiseite schieben, noch als übergroßes Stoppschild betrachten. Sie sollen angemessene Berücksichtigung finden. Indem wir die Weisheit der Ängste nutzen, können wir uns auf mögliche Gefahren vorbereiten. Wir sichern mit ihrer Schutzfunktion unser persönliches Vorankommen ab. Eine große Angst ist unter anderem die Angst vor Fehlern.



3. Ignoranz beenden

Robin und Daniele befinden sich beide in einer Situation, in der sie sich nicht besonders wohl fühlen. Robin hat eine lauwarme Pizza vor sich. Daniele isoliert sich mit seinen abwertenden Gedanken. Beide überprüfen zunächst ihre Gedanken auf Abwertungen.

Robin stellt fest, dass sie sich nicht so recht traut, die Pizza zurückgehen zu lassen. Daniele wird sich bewusst, dass er in Gedanken überheblich ist. Das entspricht der jeweiligen Tendenz der beiden. Robin ist tendenziell untersicher und Daniele eher übersicher.

Als Robin das erkennt, korrigiert sie ihre Gedanken. Sie kann sich mehr ernst nehmen als es sich richtig für sie anfühlt. Als sie den Gedanken zulässt, schämt sie sich ein wenig vor sich selbst. Sie denkt sich: “Ganz schön dreist.” Aber sie weiß inzwischen, dass dieses Gefühl mitunter aufkommt, wenn sie mutig ist. Ein bisschen Angst mischt sich ebenfalls unter. Sie merkt, dass sie auf einmal hellwach ist. Energie wird freigesetzt.

Daniele korrigiert ebenfalls seinen Gedanken. Weil er tendenziell übersicher ist, besteht seine Aufgabe darin sich zu schrumpfen. Für ihn besteht die Mutprobe darin zuzulassen, dass diese 10 Jahre jüngere Frau in Sachen Internet mehr auf dem Kasten hat als er. Als er sich auf diesen Gedanken einlässt, fühlt er sich ein wenig minderwertig und er spürt auch Neid. Diese Gefühle waren vorher durch seinen selbstüberhöhenden Ignoranzgedanken verschüttet und liegen nun frei, um sie aufzulösen. Daniele muss schmerzlich erkennen, dass er in Sachen Internet nicht so weit ist, wie er dachte. Diese Erkenntnis hilft ihm dabei, sich an die Arbeit zu machen und sich mehr reinzuhängen, statt auf seiner Arroganz auszuruhen.

Beide können sich nun die Frage stellen:

  • Was will ich? 
  • Was will ich wirklich?

Robin will keinen Konflikt heraufbeschwören. Was sie aber wirklich will, ist eine heiße Pizza. Daniele will der Überlegene sein. Was er aber wirklich will, sind mehr Infos über dieses Geschäftsmodell und vielleicht eine Kooperation.

Wenn du in eine Situation kommst, die sich für dich unbefriedigend anfühlt, kannst du zunächst prüfen, ob du sie realistisch einschätzt oder ob du ignorierst. Die Fragen, was du willst und was du eigentlich willst, können dir dabei helfen, Klarheit zu gewinnen.

Kurz: Wisse um dein persönliches Grundrauschen. Korrigiere auf-/abwertende Gedanken. Das schärft deinen Blick für Mut-Proben.

4. Zusammenfassung

  • Durch Ignoranz kommen wir nicht zu uns
  • Menschen, die sich selbst überhöhen, werten andere häufig ab
  • Menschen, die sich selbst abwerten, überhöhen andere künstlich
  • Indem die ignoranten Positionen verlassen werden, kommt Angst auf - das bisherige Weltbild wird infrage gestellt




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