MUT
Du steckst in einer Zwickmühle.
Du spürst, wie du hin und her gerissen bist.
In deinem Kopf gehst du deine Möglichkeiten durch:
„Soll ich es wagen? Oder gehe ich lieber auf Nummer sicher?“
Wahrscheinlich hast du dich in der Vergangenheit auch schon öfter für die sichere Variante entschieden.
Situationen, die Mut erfordern, sind neu, unbekannt und deswegen beängstigend.
Du bist nicht allein mit der „Nummer sicher“-Variante. Wir, Steffen und Martin, kennen das auch. Wir kennen auch die quälende Frage hinterher:
„Was wäre, wenn...?“
Was wäre, wenn ich den Mut gehabt hätte, für meinen Wunsch einzustehen?
Wir werden es nie erfahren. Die Situationen ist vorbei.
Frage dich einmal selbst:
„Wo würdest du heute stehen, wenn du in der Vergangenheit den Mut gehabt hättest, für dich einzustehen?“
Wenn wir daran denken, dann entsteht eine Schwere in der Brust. Uff, das fühlt sich nicht gut an. Bedauern macht sich breit.
Wir wollen erreichen, dass du dein jetziges Mutlevel um 30 Prozent steigerst. Mit diesen 30 Prozent wirst du wahrscheinlich Neues ausprobieren. Wenn es dir dabei so wie uns geht, wird es dir gefallen, mutig zu sein. Es macht Spaß. Dein neues Verhalten wird dir das bestätigen. Auf diese Weise ist es gut möglich, dass du eine Positiv-Spirale in Gang setzt, die dich in immer mehr Bereichen deines Lebens mutig werden lässt. So geht es uns Autoren.
Es geht nicht darum, dass du Wonderwoman oder Superman wirst. Es geht vielmehr darum, durch die Fähigkeit Mut, mehr zu dir selbst zu kommen und somit deine Lebensqualität um ein paar % zu verbessern.
Indem du dich jetzt mit deinem Mut auseinandersetzt und dir diese glückbringende Fähigkeit aneignest, hast du für den Rest deines Lebens etwas gewonnen. Du kannst noch viele Jahre davon profitieren.
Das Wunderbare ist: Du hast bereits angefangen. Du hast zu diesem Zeitpunkt bereits einen mutigen Schritt gewagt, diese Seite zu lesen. Denn du weißt bereits, dass es hier auch um deine Angst gehen wird. Du willst trotzdem weiterlesen. Das halten wir für einen ersten mutigen Schritt.
Wir haben für dich einen kleinen Fragebogen vorbereitet. Du brauchst nur wenig Zeit dafür. Es reicht aus, wenn du nach jeder Frage einfach beobachtest, welche Gedanken und Impulse ganz automatisch in dir aufsteigen. Versuche nicht, aktiv darüber nachzudenken. Folge deinem Gefühl. Lass die Frage auf dich wirken. Lies sie und warte ein wenig. Dann beobachte, was aufsteigt. Das ist deine Antwort. Wenn du magst, kannst du deine Gedanken und Gefühle auch aufschreiben.
Mut Fragebogen
Lies die Fragen und achte auf die Gefühle und Gedanken, die dir kommen. Falls keine kommen, warte ein wenig und lies die Frage erneut. Jetzt gilt es mutig genug zu sein und vielleicht auch Unangenehmes an dich heran zu lassen. Nimm dir die Zeit die es braucht, um die Fragen auf dich wirken zu lassen.
Wie schätzt du dein Mutlevel auf einer Skala von -10 bis +10 ein?-
10 … -5 … 0 … 5 … 10
Wo würdest du heute stehen, wenn du in der Vergangenheit den Mut gehabt hättest, ein paar mehr Risiken einzugehen?
Was könnte sich in 2 Jahren verändert haben, wenn du dir nach dem Lesen 30 Prozent mehr zutrauen würdest?
Was würde dein zukünftiges Ich deinem heutigen Ich raten? Mut lernen oder lieber nicht?
Daniele und Robin: Mut-Versuchskaninchen

- Daniele ist Mitte 30 und steht gut im Leben. Von außen würde man ihm nicht nachsagen, dass er Mut bräuchte, denn er hat schon so Einiges durchgestanden. Er war bereits Führungskraft und ist heute selbstständig. Daniele ist ein klassischer Mann, der schnell praktikable Lösungen zur Hand hat. Daniele würde sogar von sich selbst sagen, dass er mutig ist. Doch ist er mit seinem Leben nicht 100%ig zufrieden. Das ist ein Zeichen dafür, dass er an manchen Stellen noch nicht mutig ist. Er überschätzt sich nämlich auch öfter mal und fällt damit hin. Hochmut kommt vor dem Fall. Daniele ist sich in manchen Bereichen zu sicher, quasi übersicher. Danieles Aufgabe besteht nicht darin, im Außen mutiger zu werden. Was er braucht, ist ein mutiges nach innen schauen auf seine Gefühle. Er braucht Mut, um in den richtigen Situationen Schwäche zu zeigen. Vor allem vor sich selbst. Denn das traut er sich bisher nicht. Daniele vertritt beruflich erfolgreiche Menschen, die scheinbar alles haben, was sie sich wünschen und die das Gefühl haben, dass ihnen trotzdem etwas fehlt.
- Robin im Gegenzug wirkt nach außen eher unsicher. Sie steht am Ende ihres Studiums und arbeitet aber auch schon. Mit ihren 25 Jahren fühlt sie sich mitunter verloren und weiß oftmals nicht, was der “richtige” Weg ist. Deswegen wirkt sie auf andere häufig unentschlossen. Robin ärgert sich manchmal über ihre Freunde, von denen sie sich ausgenutzt fühlt. Auch auf der Arbeit fühlt sie sich unterbezahlt. Sie kann noch nicht so recht zu sich stehen und will das mit dieser Seite ändern. Robins Schwachpunkt liegt darin, dass sie sich häufig nicht so viel zutraut. Sie würde auf keinen Fall von sich behaupten, dass sie mutig sei. Robin hat gerade im Außen ihr Leben noch nicht geordnet. Dafür benötigt sie Mut.
Mit Robin und Daniele beschreiben wir unterschiedliche Erlebenswelten. Jeder von uns kann sich mit einem der beiden Charaktere eher identifizieren. Dabei spielt es keine Rolle, wer Mann oder Frau ist. Das soll auch durch die Unisex-Namen der beiden Charaktere zum Ausdruck gebracht werden. Als Mann kannst du dich vielleicht eher mit Robin identifizieren und als Frau möglicherweise mit Daniele. Oder umgekehrt.
Es kann auch passieren, dass du dich teilweise eher mit dem anderen Charakter identifizierst. Das liegt daran, dass menschliche Persönlichkeiten unheimlich vielfältig sind und wir in verschiedenen Situationen einzigartig reagieren. Wir schlagen dir deswegen vor, dass du das für dich rausnimmst, was auf dich und deine Situation passt. Lass die beiden ein Spiegel für dich sein. Wenn du dich in einigen Beispielen wiedererkennen solltest, lies einfach drüber hinweg und fertig.
Kaffeekränzchen mit dem Mut

Sonntag Nachmittag: Daniele sitzt am gedeckten Kaffeetisch. Seine Verwandtschaft ist ebenfalls da, denn seine Mutter hat Geburtstag.
Wie so häufig, wird abgelästert. Dieses mal ist das Bildungssystem dran. “Man müsste”,” man sollte” und dann der Satz:
„Damals war alles besser.“
Daniele findet das Bildungssystem auch nicht gut. Bis jetzt hat er sich zurückgehalten, aber dieser Satz ist ein Gassenhauer zu viel. Er klinkt sich ein und knallt einen Kommentar in die Runde:
“Damals war alles besser und vieles schlechter!”
Leider bringt er den Satz etwas sehr energisch raus, weil er innerlich schon am Kochen ist.
Aus der Lästerparade gegen das Bildungssystem formiert sich ein geschlossener Widerstand gegen Danieles Äußerung. Er steht allein da mit seiner Meinung und merkt gar nicht, wie er seine Meinung lauter und leidenschaftlicher verteidigt.
Danieles Bruder werden die Spannungen zu groß, worauf aus dem Meinungsabtausch ein persönlicher Angriff folgt: „Du bist bösartig, Daniele!“
Die Stimmung am Kaffeetisch ist dahin. Irgendwann wirft Danieles Vater ein, dass er mal ein wenig runterfahren soll.
Er? Runterfahren? Er will gerade erst loslegen. Erst recht bei diesem Kommentar. Aber er merkt, dass er hier auf verlorenem Posten kämpft. Damals wäre er vom Tisch aufgesprungen, hätte sich lautstark Gehör verschafft und hätte den Raum verlassen.
Diesmal entschließt er sich zu einer Mut-Technik und fängt an in sich reinzuhorchen. Er fängt an, seine Gefühle zu beobachten und merkt erst jetzt, dass er bereits nass geschwitzt ist. Außerdem registriert er, wie Ärger in seiner Brust pulsiert.
Dann tut er etwas, was ihm innerlich Schmerzen bereitet. Jedoch weiß er auch, dass es das Richtige ist.
Gern würde er die anderen in der Luft zerreißen.
Stattdessen entschuldigt er sich bei den Anwesenden für sein aufbrausendes Verhalten. Er hat für sich erkannt, dass es ihm gar nicht so wichtig ist, dass alle seine Haltung teilen, sondern dass er durch sein Aufbrausen die gute Beziehung zu seiner Familie gefährdet. Auch wenn sie Grütze erzählen.
Er merkt, wie sich die anderen sichtlich entspannen. Ja sogar einige Argumente, die seine Haltung teilen, werden genannt. Der Geburtstag kann seinen Lauf nehmen. Torte statt Terz.
Doch was hat das bitte mit Mut zu tun? Mut bedeutet, trotz innerer Widerstände das zu tun, was du als Richtig erkannt hast, mit dem du aber keine Erfahrung hast. Die Diskussion zu gewinnen, gehört nicht zu Danieles übergeordneten Zielen. Es gehört aber zu seinen Zielen, eine stabile Beziehung zu seiner Familie zu haben.
Daniele hatte sich am Kaffeetisch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Unabhängig davon, ob er Recht hatte oder nicht, hatte er sich im Ton vergriffen und damit das Beziehungsverhältnis zu seinen Familienmitgliedern belastet. Glücklicherweise konnte er noch Schlimmeres verhindern, indem er sich mutig für sein Verhalten entschuldigte, gegen seinen inneren Widerstand.
Er kam sich dabei ziemlich klein und mies vor. Sich entschuldigen, dass hätte Daniele vor wenigen Jahren noch nicht gekonnt. Dafür wäre er viel zu stolz gewesen. Doch hinterher ist er sehr froh, dass er die Größe und den Mut bewiesen hat, das zu tun. Was ohne diesen mutigen Schritt zu tiefen Zerwürfnissen führen könnte, hatte sich durch Danieles Entschuldigung innerhalb weniger Minuten aufgelöst.
Doch was hat Daniele dazu bewogen diesen Schritt zu gehen? Welchen inneren Prozess hatte er durchlaufen?
- Er stand in Kontakt mit seinen Wünschen und Zielen, nämlich einer guten Beziehung zu seiner Familie.
- Er wusste, wie er in der schwierigen Situation mit seinen Gefühlen umgehen konnte. Sein Ärger stand ihm nicht mehr im Weg.
- Er wusste, was zu tun war.
- Er hatte die Tatkraft, das Richtige auch tatsächlich umzusetzen.
Soll ich ihm schreiben?
Robin befindet sich am Ende ihres Studiums und schreibt gerade ihre Abschlussarbeit.
Ein Fachbuch verweist auf einen Artikel, den sie jedoch weder in der Bibliothek, noch im Internet finden kann.
Sie überlegt, dass sie dem Autor, einem Professor, ja eigentlich eine Email schreiben und ihn nach dem Artikel fragen könnte. Jedoch kommen ihr Zweifel, was der Prof über sie denken könnte. „Kann ich den einfach so anschreiben? Er kennt mich doch gar nicht. Er ist Prof an der Goethe Uni und ich nur eine kleine Studentin. Voll der krasse Typ!“ Bei diesen Gedanken bemerkt sie ein mulmiges Gefühl in ihrer Bauchgegend. Angst.
Jedoch weiß sie inzwischen, wie sie solche Gefühle einzuordnen hat und wie sie mit ihnen umgehen kann.
Mit kribbeligem Gefühl schreibt sie eine Mail an den Professor. Bevor sie die Anfrage abschickt, zeigt sie diese zur Sicherheit noch einmal einer Freundin: „Kann ich das so schreiben?“
Dann drückt sie auf „Senden“ und ist sichtlich aufgeregt. Erstmal ein Eis essen, aus dem Tiefkühlschrank. Als Belohnung. Happs.

Noch am selben Tag erhält sie eine Rückantwort des Professors. Aufgeregt öffnet sie die Mail. Darin befindet sich eine freundliche Rückantwort sowie der gewünschte Artikel. Aber nicht nur das. Es befinden sich noch zwei weitere themenrelevante Artikel im Anhang.
Robin merkt wie froh sie ist, den Mut aufgebracht zu haben, dem Prof zu schreiben.
Was hatte Robin dazu verholfen, mutig zu sein?
- Genau wie Daniele, stand sie in Kontakt mit ihren Wünschen und Zielen, nämlich eine gute Abschlussarbeit schreiben zu wollen.
- Sie weiß, wie sie in der herausfordernden Situation mit ihren Gefühlen umgehen kann. Ihre Angst stellte keinen unüberwindlichen Hinderungsgrund für sie dar.
- Sie konnte erkennen, was zu tun war, nämlich dem fremden Professor zu schreiben.
- Sie hatte die Tatkraft, das als richtig Erkannt auch tatsächlich umzusetzen. Sie schickte die Mail ab.
Über diese 4 Fähigkeiten kannst du auf dieser Seite etwas lernen. Das wollen wir erreichen, indem wir dir Konzepte für Mut an die Hand geben, die dir eine Hilfestellung beim Beantworten folgender Fragen helfen sollen:
- Wann ist es sinnvoll mutig zu sein?
- Was ist zu tun?
- Wie kannst du mit schwierigen Gefühlen umgehen, wie Angst, Scham, Peinlichkeit oder sozialem Schmerz?
- Was hilft dir in schwierigen Situationen?
Ein Konzept ist wie eine hilfreiche Landkarte. Sie zeigt dir Wege und Möglichkeiten auf, dein Ziel zu erreichen. Aber sie hat auch ihre Grenzen. Eine Radwanderkarte für die Ostseeküste nützt dir wenig, wenn du mit dem Auto nach Italien willst. Du brauchst die passende Landkarte. Oder übersetzt, das passende Konzept.
Deshalb stellen wir dir passende Konzepte vor, die ihren Zweck für eine bestimmte Situation erfüllen. Um herauszufinden, ob du mutig sein sollst, erhältst du ein anderes Konzept als zum Umgang mit deinen Gefühlen.
Konzepte vereinfachen die Realität und stellen wichtige Informationen und Orientierungshilfen in den Vordergrund. So wie bei einer Straßenkarte die Straßen zu erkennen sind und nicht die Nadelbaumarten der Wälder. Konzepte geben dir Halt und Orientierung. Sie sind und bleiben jedoch Vereinfachungen der komplexen Realität. Sie können dir aber als Leitlinien dienen, bis du sie nicht mehr benötigst. Nimm sie nicht für bare Münze, sondern bedenke, dass es eben Konzepte sind. Sie sind deine Landkarten für Mut. Deine Mut-Karten.
Woher kommt unser Wissen?
Doch wie kommen wir, Steffen und Martin dazu, ein über Mut zu schreiben? Wo nehmen wir unser Wissen her?
Steffen: “Ich war als Teenager immer der Kleinste und Dünnste. Nur Katrin aus meiner Klasse war noch genauso groß wie ich. Allerdings war sie schwerer. Manche Leute dachten meine Knie wären kaputt, weil sie wie signifikante Knubbel zwischen meinen Ober- und Unterschenkeln heraus stachen, so dünn war ich. Ich war nicht unterernährt, ich war einfach spakkig. Mein Spitzname war „Salzstange.“
Dazu kam noch, dass ich heiß begehrt beim jährlichen Drachenboot-Rennen war. Allerdings nicht als kräftiger Ruderer, sondern als Trommler. Dessen Qualität ist es im Gleichklang zu Trommeln und vor allem möglichst wenig zu wiegen. “Erfolg!?”
Damals hätte ich gern eine Freundin gehabt. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass die Mädchen aber eher auf die etwas besser gewachsenen Jungs standen. Ich hatte keine Chance. Zudem hatte ich furchtbare Angst ein Mädchen anzusprechen. Was, wenn ihr Freund um die Ecke kommt und mich zusammenschlägt? Das war meine größte Angst.
Mit 16 fing ich dann als absoluter Spätzünder an zu wachsen. Ich ging nun regelmäßig in den Fitnessraum unserer Sporthalle und gewann durch durch Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln an Masse. Das änderte jedoch nichts an meinen miesen Erfolgen mit den Frauen.
Eines Tages reichte es mir. Ich wollte mich nicht mit meinem Schicksal abfinden. Lieber wollte ich sterben als weiter so hoffnungslos ohne Erfolg zu sein. Ich holte mir Literatur mit dem Titel „Angriffsziel Frau“ oder „Muster der Verführung“ und begann ein Selbststudium. Unter anderem wurde das Ansprechen von Frauen auf offener Straße behandelt. Ich war starr vor Angst: „Ich werde mich total blamieren. Was, wenn ihr Freund kommt und mich verhaut?“
Ich hatte mich aber entschieden. Lieber Tod als weiterhin Verlierer. Mut aus Verzweiflung. Einer der stärksten Motivatoren. So überwand ich meine Ängste zum ersten mal.
Allerdings verdrängte ich eher meine Angstgefühle und gleich auch alle anderen Gefühle ebenfalls. So wurde so weitestgehend gefühllos. Ich verdrängte meine Gefühle so dermaßen, dass ich bald gar nichts mehr fühlen konnte. Mit 19 Jahren kam dann noch der Beginn meiner militärischen Laufbahn als Fallschirmjäger-Offizier dazu. Dort wurde ich dafür belohnt, dass ich meine Gefühle vollends verstecken konnte. Je härter, desto besser. So wurde ich zu einem gefürchteten Ausbilder.
Hart sein, das konnte ich gut. Wir Ausbilder prahlten untereinander damit, wieviele Rekruten schon zum Weinen gebracht hatten. Ich war zur gefühllosen Maschine geworden, die zu allem fähig geworden war. Meine eigene Mutter hatte Angst vor mir. Ich war cholerisch, beziehungsunfähig, arrogant und kalt. Nie wieder wollte ich an meine Zeit als Salzstange erinnert werden.
Eines Tages, es war 2009, stellte ich mir die Frage, wie ich mein Glückslevel auf einer Skala von -10 bis +10 einschätzen würde. Ich habe keine Ahnung, woher diese Frage kam. Aus der Tiefe meines Unterbewussten bahnte sich eine erschreckende Erkenntnis ihren Weg in mein Bewusstsein. Minus 4.


Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich hatte doch alles, was es zu erreichen gab. Mein Blick auf mich: Er verdient Geld, studiert erfolgreich, sieht gut aus, ist gesund und sportlich, kommt inzwischen beim anderen Geschlecht an und fährt einen schicken Kleinwagen. Nur eines fehlte:
Das Gefühl, glücklich zu sein.
So ging ich auf die Suche danach. Ich machte reinen Tisch mit Menschen, wo ich das Gefühl hatte, etwas klären zu müssen. Ich besuchte Seminare, wo ich mich mit wieder auftauchenden Ängsten konfrontiert sah. Ich dachte von mir selbst: „Ich Pussy!“ Egal, ich wollte um jeden Preis glücklich werden.
Aber nach und nach verstand ich, dass es nicht das Ziel sein konnte, keine Angst mehr zu haben. Meine Gefühle sind wichtige Wegweiser und Signale, die mich nicht über die Stränge schlagen lassen. Ein Leben ohne Gefühle ist eben auch ein freudloses Leben. Ich brauche Gefühle, um ein erfülltes Leben zu leben. Dabei hat mir die psychologische Richtung der Transaktionsanalyse viel geholfen.
Mit meinem neuen Wissen und meinem inzwischen gewachsenen Selbstbewusstsein gab ich meinen sicheren Job bei der Bundeswehr auf. Stattdessen machte ich mich selbstständig und unternahm eine zweijährige Weltreise, auf der ich auch Martin kennenlernte. Wenn du mich heute fragst, wo ich auf meiner Skala des Glücks stehe, dann antworte ich dir: „Über + 8.“


Wenn ich heute Menschen kennenlerne, dann glauben mir viele nicht, dass ich mal ein harter Hund bei der Bundeswehr war. Ich habe Zugang zu meinen Gefühlen, kann mich entschuldigen, für mich einstehen, mich angemessen zumuten und auch mal eine Träne in der Öffentlichkeit weinen.
Diesen Weg hätte ich nicht ohne Überwindung innerer Widerstände gehen können. Sprich, ich brauchte Mut. Seit fast 2 Jahren beobachte ich nun, was mich und andere mutig werden lässt. Dieses Buch ist das Ergebnis dieser Bemühungen. Ich hoffe du findest Gefallen daran, deine 30 Prozent mehr Mut in dein Leben zu bringen.”
Mut kann man lernen
Aus unserer Erfahrung und unseren Beobachtungen heraus sind wir überzeugt:
Mut ist lernbar.
Mehr noch. Er ist unverzichtbar für ein selbstbestimmtes Leben nach eigenen Maßstäben. Wir wollen dir Mut machen, dir selbst zu vertrauen. Diese Seite ist deine Anleitung dazu. Wenn du vor einem mutigen Schritt stehst, kannst du von uns eine Idee bekommen, wie es weitergehen kann:
- Welche Gedanken helfen mir jetzt?
- Wie kann ich meine Gefühle einordnen und wie gehe ich mit ihnen um?
- Wie kann ich lebensklug und tatkräftig handeln?
- Wie komme ich aus einer verpatzten Situation wieder heraus?
Der Artikel ist für dich geschrieben, um dich vor diesem Satz zu bewahren:
„Ach hätte ich doch bloß…“
Doch bevor du weiterliest, überlege dir doch mal eine Situation, in der du dir mehr Mut wünscht. Behalte sie im Hinterkopf, wenn du weiter liest, und transferiere die Konzepte auf diese Situation.

Wir haben uns auch noch ein paar Situationen überlegt, in denen es sich lohnen kann, Mut zu haben:
“Nein” zu sagen, wenn dir nach nein ist. Zum Beispiel, wenn dir ein Freund immer wieder von der schrecklichen Beziehung zu seinem Partner oder seiner Partnerin erzählt, ihm zu sagen, dass du nicht mehr darüber sprechen möchtest.
Nach Dingen zu fragen, die du haben willst. Zum Beispiel die Telefonnummer eines interessanten Menschen.
Um Hilfe zu bitten. Wenn du dich auf der Arbeit überfordert fühlst.
Neue Fähigkeiten zu lernen. Damit du dich allein in die Anfängerstunde des Zeichenkurses traust.
Anderer Meinung sein. Damit du deine Meinung vertreten kannst, auch wenn andere sie nicht mögen.
Eine Sache durchzuziehen, auch gegen den Widerstand anderer. Du gehst tanzen, auch wenn dein Partner das gar nicht gut findet.
Dich selbst in Frage zu stellen. So wie sich Daniele am Kaffeetisch entschuldigt hat.
Dich aufrichtig zu entschuldigen und Wiedergutmachung zu leisten. Dich bei einer Person entschuldigen und eine Wiedergutmachung anbieten.
Gefühle zulassen. Mutig genug sein zu spüren, wie sehr dich die Zurückweisung deiner Partnerin oder deines Partners verletzt hat.
Wir sind die erste Generation, die wirklich frei entscheiden kann, wie sie ihr Leben verbringt. Nie zuvor war es so einfach ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Wie entscheidest du dich? Trott oder Turbo?
Zusammenfassung
- Mut ist die Fähigkeit innere Widerstände zu überwinden und das als richtig Erkannte zu tun
- Der Mut-Fragebogen bringt dich in Kontakt mit dem, was du gern mehr hättest
- 4 Punkte für den richtigen Muteinsatz:
- In Kontakt mit Wünschen und Zielen sein
- Kluger Gefühlsumgang
- Wissen, was zu tun ist
- Tatkraft zur Umsetzung
- wir haben auch Angst
- Mut ist lernbar
- Trott oder Turbo?
Was ist Mut?
Wir haben schon viel über Mut geredet, ohne überhaupt zu definieren, was Mut eigentlich ist. Das möchten wir nun mit diesem Beispiel nachholen:
- Der Raum ist inzwischen gut gefüllt. An die 50 Zuhörer haben sich bereits eingefunden. Daniele würde sich jetzt eigentlich lieber drücken vor seiner Präsentation. Er hat sich zwar intensiv vorbereitet, ist aber so aufgeregt, dass seine Stimme flattert. Die Redezeit ist auf eine Stunde angesetzt. Normalerweise legt sich bei Menschen die Angst, wenn ihr Vortrag begonnen hat. Nicht so bei Daniele.
Er hatte sich, angeregt durch seine Freundin, schon während des Studiums eine kleine berufliche Selbstständigkeit aufgebaut und hat diese gehörig versemmelt. Nicht, weil er zu dumm war, sondern weil er noch kein Marktgespür entwickelt hatte.
Er hatte sich entschlossen seine beruflichen Fehlschläge mit anderen zu teilen, damit diese daraus lernen könnten. Sein Vortragsthema: “10 Wege, wie man keine erfolgreiche Selbstständigkeit aufbaut.”
Schnell war die Präsentation entworfen und die Folien erstellt. Schließlich brauchte Daniele nur aus seiner Vergangenheit zu berichten.
Es ist seine erste öffentliche Präsentation. Seine Freundin fragt noch, wie es ihm geht? Er antwortet mit ängstlicher und gebrochener Stimme, dass er aufgeregt sei. Sein Gesicht ist bleich und sein ganzer Körper ist angespannt. Der Vortrag beginnt und was dann passiert, damit hatte seine Freundin nicht gerechnet.
Die ganze Stunde über, hält er den Vortrag mit flattriger Stimme und zittrigen Händen. Seine Freundin sitzt in der ersten Reihe und versucht ihm ab und zu durch zustimmendes Nicken zu signalisieren, dass er das toll macht. Aber es hilft nichts.
Am Ende des Vortrags erntet Daniele kräftigen Applaus. Seine Inhalte und der Vortrag waren super. Eine Traube von Menschen steht noch immer auf der Bühne um ihn herum, um noch weitere Fragen zu stellen.
Später erzählt Daniele seiner Freundin, welch fürchterliche Angst er hatte und dass er nun aber stolz sei, den Vortrag gehalten zu haben.
Mut ist die Fähigkeit eine Sache zu tun, die du als richtig erkannt hast, trotz innerer Widerstände. Daniele wollte sein gesammeltes Wissen teilen, damit andere nicht die gleichen Fehler machen wie er. Allerdings hatte er enorme innere Widerstände: Angst vor Versagen, dass das Publikum ihn auslachen würde, dass die Technik versagen würde, dass er einen Blackout bekommen könnte usw. All diese Widerstände hatte er überwunden und das getan, was er für sich als Richtig erkannt hatte.
Mut kann aber auch bedeuten, Hawaii-Hemden zu tragen oder sich für einen minimalistischen Lebensstil zu entscheiden. Der Mut, das als richtig erkannte zu tun, kann somit auch durch Unterlassung oder Verweigerung zum Ausdruck gebracht werden. Indem du auf einen Orangensaft beim Anstoßen bestehst.
Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Hätte Daniele keine Angst vor dem Vortrag gehabt, dann hätte er auch keinen Mut benötigt. Dann wäre es eine Tätigkeit, wie jede andere gewesen. Mut bedeutet ein Wagnis einzugehen. Etwas wird zu einem Wagnis, wenn es nicht mehr in unserem Kontrollbereich liegt. Wir wissen nicht genau was passieren wird. Das zu Wagende liegt außerhalb unseres Erfahrungsbereichs.

Dieser gewohnte Bereich ist bei jedem unterschiedlich gelagert. Er ist individuell. Mutig zu werden bedeutet, Erfahrungen mit der Wagniszone zu sammeln. Wie fühlt sich Unsicherheit an? Wie lange kann ich sie aushalten? Mit welchen Konsequenzen muss ich rechnen? Dieser Bereich lässt sich nicht unendlich ausdehnen. Man kann nur zu einem bestimmten Grad mutig sein. Danach ist Schluss. Wenn Menschen zu ganz großen Sprüngen ansetzen, haben sie bereits Vorerfahrungen, von denen aus sie sich in die Wagniszone begeben. Robin hat keine Angst vor öffentlichen Vorträgen. Das hat sie nämlich schon etliche mal gemacht. Dafür aber vor Kakerlaken. Als Stadtkind kam sie nie in Berührung mit den flinken Käfern. Sie würde Mut brauchen, wollte sie eine in die Hand nehmen. Für Daniele, der auf dem Land aufgewachsen ist, ist eine Kakerlake nur ein anderer großer Käfer. Willst du also feststellen, ob jemand mutig ist, dann gilt es zu schauen, ob dieser Jemand seine inneren Widerstände überwinden kann.
Innerer Widerstand - Jetzt mutig sein
Mutig zu sein ist eine innere Leistung und kann nur am Grad der inneren Widerstände gemessen werden. Kein innerer Widerstand - kein Mut erforderlich. Innere Widerstände sind nach außen hin nicht sichtbar. Deswegen kann man von außen auch nicht sagen, ob ein Mensch mutig ist oder nicht. Du kannst es nur selbst bestimmen und daran festmachen, ob du trotz innerer Widerstände etwas wagst oder eben nicht. Willst du etwas mutiges tun und es regt sich beispielsweise Angst in dir, dann wird es spannend. Was wirst du tun? Wirst du deinem Widerstand nachgeben oder deiner Wahrheit folgen?
Mut zu beweisen, braucht nicht unbedingt eine gefährliche Situation. Vielmehr kannst du mutig sein gegenüber deinen in dir schlummernden Ängsten. Vergiss die Beispiele vom Fallschirmsprung und waghalsigen Abenteuern. Es sei denn, du willst das gern mal machen. Viel relevanter sind Alltags-Situationen, in denen wir aus Mutlosigkeit nicht zu uns stehen. Wenn der Vorgesetzte dir noch eine Aufgabe aufdrückt und du dich nicht traust, „Nein“ zu sagen. Wenn du aus Angst vor einen Konflikt mit deinem Partner, ihm das Fernsehprogramm überlässt. Oder wenn du auf einer Veranstaltung eigentlich jemanden die Hand schütteln willst, dich aber nicht traust rüberzugehen.
Wir verbinden Mut vor allem mit dem Überwinden von Angst. Allerdings gibt es auch innere Widerstände, die sich zunächst gar nicht wie Angst anfühlen, aber trotzdem Mut benötigen. Es handelt sich um Gefühle, die der Angst vorgeschaltet sind. Sie liegen über ihr, wie eine Decke: Scham, Peinlichkeit, Eifersucht, Unsicherheit, Gehemmtsein, Erschreckt sein, Besorgt sein, Hilflosigkeit, Widerwille, usw.
Kannst du dich an Daniele erinnern, als er am Kaffeetisch seinen emotionalen Ausbruch hatte? Er spürte nicht unbedingt Angst. Erst als er sich entschlossen hat sich zu entschuldigen, fühlte er sich klein und angreifbar. Darunter liegt wahrscheinlich die Angst, als Verlierer dazustehen. Hier ist noch ein Beispiel dafür, wo Mut gefragt ist, aber nicht unbedingt Angst gespürt wird.
Daniele hatte sich mit einem Freund auseinandergelebt. Es waren mehrere Sachen zwischen den beiden vorgefallen. Im Rahmen einer Mutübung beschließt Daniele sich bei seinem ehemaligen Freund für seine Fehltritte zu entschuldigen. Das will er, obwohl er genügend Gründe hat, auf seinen ehemaligen Freund sauer zu sein.
Als der Tag gekommen ist, dreht es Daniele den Magen um. Er fühlt keine Angst, sondern einfach nur eine Art Übelkeit. In ihm steigen Gedanken auf wie: “Warum bei ihm entschuldigen? Er hat so viel Mist gebaut!” Das stimmt zwar, jedoch will Daniele seinen Teil der Beziehung in Ordnung bringen. Es kommt ihm der Gedanke: “Dann glaubt Sascha nachher, dass er vollkommen im Recht sei.” Als Daniele diesen Gedanken bei sich bemerkt, wendet er eine Mut-Methode zur Denk-Korrektur an und hält innerlich dagegen: “Sei es drum, soll er glauben, was er will. Ich will meinen Teil klären. Was er mit seinem Anteil an unserem Zerwürfnis macht, ist seine Sache.”
Als Daniele Sascha auf der Feier eines gemeinsamen Freundes sieht, fasst er all seinen Mut zusammen und geht rüber: “Du, hast du mal eine Minute?” Als sie ein Stück gegangen sind, entschuldigt er sich für sein Fehlverhalten. Dabei lässt er bewusst außer Acht, was er dem ehemaligen Freund vorzuwerfen hätte. Er bleibt lediglich bei seinen Verfehlungen. Während des Gesprächs sieht sich Daniele mit einigen Vorwürfen konfrontiert. Doch statt sich zu verteidigen, bleibt er bei dem, was er sich vorgenommen hat. Er spürt den Impuls zum Gegenangriff. Doch er tut es nicht. Stattdessen bleibt er bei sich und seinen Fehlern. Er will keine neue Freundschaft. Er will sich nur “Ent-Schulden”.
Sein ehemaliger Freund nimmt die Entschuldigung wohlwollend an. Daniele hat sich mit dieser Mutübung einen Ballast von der Seele genommen und ist froh, dass er diesen Schritt getan hat. Er ist außerdem stolz, dass er die Vorwürfe hat stehen lassen können. Wenn nicht, hätte das sein Vorhaben untergraben.
Mut ist die Fähigkeit, deinen inneren Widerstand zugunsten dem als richtig erkannten zu überwinden.
So wie Daniele sich bei seinem ehemaligen Freund entschuldigte, obwohl es viel inneren Widerstand gab.
Mutig deinen Horizont erweitern
Doch was ist das eigentlich, was du da als richtig oder wünschenswert erkennst? Was du als das vermeintlich Richtige erkennst, muss tatsächlich gar nicht das Richtige sein. Was du siehst, ist dein eigener Horizont. Es ist der Horizont, von dessen Erweiterung immer alle sprechen. Oder der Tellerrand, über den du blicken kannst. Wenn du also tust, was du für Richtig erkennst, dann begibst du dich an deinen Horizont. Auch wenn du der Spur deiner Wünsche folgst, begibst du dich an den Rand deiner momentanen Möglichkeiten. Dein Horizont kann sich ausdehnen.
Deine Erkenntnisse und deine innere Wahrheit sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Wenn du Mut beweist und an deinen Horizont gelangst, kannst du feststellen, wie viel Weitsicht in deinem Handeln lag. Das geht allerdings nur rückblickend. Darüber hinaus stehst du an einem neuen Punkt, von dem aus gesehen du wieder etwas weiter schauen und beurteilen kannst. Man könnte sagen, dein Horizont hat sich erweitert. Wenn du deinen Horizont immer wieder erweiterst, dann kommst du irgendwann in den Bereich, wo andere über dich sagen, dass du ein Vorbild bist. Das ist sicherlich ein angenehmer Nebeneffekt, aber gar nicht unser Ziel. Wir wollen dir helfen, dass du erst einmal 30 Prozent mehr Mut erlangst. Damit gehst du einen guten Schritt in Richtung deiner eigenen Mitte, wodurch sich deine Lebensqualität sicherlich auch ein paar Prozentpunkte nach oben entwickeln wird. Eben wegen dieses Prinzips empfehlen wir dir, deinen Wünschen nachzugehen, auch wenn sie scheinbar oberflächlich wirken.
Daniele wollte unbedingt ein Renn-Motorrad fahren. Seine Mutter meinte zu ihm: “Mach das nicht! Du weißt doch, wie viele sich damit schon tot gefahren haben.” Sein Vater meinte: “Mach das nicht! Das kostet nur Geld und du hast letztendlich nichts davon.” Ein Teil von Daniele sagte: “Mach das nicht! Das ist oberflächlicher Schwachsinn.” Doch ein anderer Teil von Daniele wollte einfach mal ein cooles Motorrad fahren.
Entgegen aller Einwände entschloss er sich, eine Rennmaschine zu kaufen. Dann fährt er los. Irgendwann merkt er, dass er irgendwie gar keine Lust mehr auf Motorrad fahren hat. Die ganze Ausrüstung anziehen, die aufwendige Pflege des Geräts, teure Inspektionen...
Nach 2 Jahren wird Daniele die Fahrerei mit seinem Motorrad zu öde. Der Raum ist durchschritten. Er verspürt einfach kein Verlangen mehr nach Motorrad fahren. Er interessiert sich viel mehr für gute Beziehungen und wie man das Leben angenehm verbringen kann. Motorradfahren spielt für ihn keine Rolle mehr. Doch hätte er seinen Traum vom stark motorisierten Zweirad nicht gelebt, könnte es sein, dass er ihm vielleicht noch heute nachhängen würde. Er hätte seinen Horizont diesbezüglich nicht erweitert. So ist es erledigt und er konnte sich dem nächsten Traum widmen. Heute fährt Daniele zwar noch immer mit dem motorisierten Zweirad. Allerdings entspannt mit einem kleinen Automatik-Roller.
Wenn du anfängst deinen eigenen Wünschen und Träumen zu folgen und dir zu vertrauen, dann wirst du auch angreifbar. So wie Daniele den Widerstand seiner Eltern provozierte. Er hielt ihren Zweifeln stand. Du beziehst eine eigene Position, die von der Meinung anderer abweichen könnte.
Danieles Entscheidung war in unseren Augen richtig. Auf diese Weise hat er zu sich selbst gestanden. Die Fähigkeit zu mutigen Entscheidungen hat eine enge Beziehung zu einem erfüllten Leben. Je mehr du dich traust auf angemessene Weise zu dir zu stehen, desto mehr kannst du dich selbst verwirklichen. Das kann der Kauf eines Motorrades sein, das kann aber auch ein “Nein” zu noch mehr Arbeit im Büro sein. Viele kleine mutige Entscheidungen erweitern deinen Erfahrungs-Schatz und somit Horizont. Mit weiterem Blick, kannst du bessere Entscheidungen treffen. Auf diese Weise kannst du dein Leben ziemlich umkrempeln.

Mut macht dich weitsichtiger in allen Lebensbereichen. Durch deine Erfahrungen steigt dein Selbstvertrauen und macht dich fähig, auch größere Lebensentscheidungen zu treffen. Damit meinen wir beispielsweise die Art zu leben. Oder ob du alles verkaufst und eine große Reise unternimmst. Oder ob du eine außergewöhnliche Beziehung eingehst. Oder ob du ein Kind adoptierst. Oder ob du auf einem anderen Kontinent leben willst.
Liest man bei Wikipedia über Mut, so steht dort, dass er sich in 3 Bereiche unterteilen lässt:
- Körperlicher Mut
- Sozialer Mut
- Psychologischer Mut
Jeder dieser 3 Bereiche birgt seine eigenen Gefahren. Beim körperlichen Mut besteht die Gefahr, verletzt zu werden oder gar ums Leben zu kommen. Das könnte passieren, wenn du Fallschirmspringen gehst. Beim sozialen Mut besteht die Gefahr der Ausgrenzung. Das hat Daniele bei seinem Vortrag erlebt. Beim psychologischen Mut besteht die Gefahr der Destabilisierung der eigenen Persönlichkeit. Das hat Daniele erfahren, als er sich bei seinem ehemaligen Freund und am Kaffeetisch entschuldigte.
Zusammenfassung
- Mut ist die Fähigkeit eine Sache zu tun, die du als richtig erkannt hast, trotz innerer Widerstände
- Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben
- Wovor Menschen Angst haben, ist individuell. Ob du mutig bist oder nicht, ist nicht von außen zu beurteilen. Es zählt, ob du deine Widerstände überwindest
- Durch Mutproben erweiterst du ständig deinen Horizont
- Es gibt körperlichen, sozialen und psychologischen Mut