Mutig sein - Das steckt dahinter und so wirt du mutig
Hast du dich schon mal gefragt, was es eigentlich heißt mutig zu sein? In diesem Artikel findest du auf diese Frage ein Antwort. Erfahre außerdem wie du mutig handelst und das Mutig Sein erlernst.
Mutig dein Leben meistern
Ängste überwinden und Herausfordungen meistern mit einem Mut-Mindset
1. Mutiges Handeln und Kontrolle
Wollen Robin und Daniele mutig handeln, hilft es ihnen sich darüber klar zu werden, was sie tatsächlich in ihrer jeweiligen Situation kontrollieren können und was nicht. Es nützt den beiden nichts, sich über etwas Gedanken zu machen, was sie gar nicht kontrollieren können. Dieses Phänomen beschreibt das Gelassenheitsgebet.
“... gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.” Reinhold Niebuhr
Robin und Daniele können mit diesen Mitteln Einfluss auf ihre Umwelt nehmen:
- Ihre Wahrnehmung, also wie sie die Situation deuten (innerer Prozess)
- Ihre Tatkraft, also ihre Motivation etwas zu unternehmen (innerer Prozess)
- Ihre Entscheidungen, ob sie etwas tun oder nicht (innerer Prozess)
- Ihr Handeln, also ihre Aktionen und wie sie reagieren
Was sie nicht kontrollieren können, sind:
- die Reaktionen ihrer Mitmenschen
- die Umstände
- das Ergebnis des Handelns
Robin und Daniele können ihre Wahrnehmung kontrollieren. Robin kann selbst entscheiden, ob die lauwarme Pizza ein böswilliger Akt der Restaurantküche gegen sie war oder ob die Mafia-Torte einfach nur vergessen wurde und deswegen auskühlte. Daniele kann dabei bleiben die junge Frau als kleines Mäuschen abzustempeln. Er kann seine Wahrnehmung auch dahingehend ändern, als dass sie sich schon einige Gedanken zur künstlichen Intelligenz gemacht hat und Daniele in diesem Aspekt etwas voraus hat.
Ihre Tatkraft können beide ebenfalls kontrollieren, indem sie sich darüber bewusst werden, welche Folgen ihr jetziges Handeln langfristig haben wird in Bezug auf ein selbstbestimmtes Leben.
Wie sie sich entscheiden, ob förderlich, nicht förderlich oder gar nicht, liegt ebenfalls in ihrem Kontrollbereich. Robin könnte sich mutig entscheiden die Pizza sehr freundlich zurückgehen zu lassen oder aber auch harsch. Sie könnte das lauwarme Teil auch einfach essen als Folge einer Nichtentscheidung. Daniele kann sich entscheiden, nach der Präsentation mit einer neugierigen oder etwas hochnäsigen Haltung auf die junge Frau zuzugehen. Er kann aber auch einfach das Buffet plündern.
Beide kontrollieren ebenfalls ihr Handeln. Ihre Aktionen sind weitestgehend abhängig von der getroffenen Entscheidung. Robin kann sich aussuchen, ob sie den Kellner anlächelt oder neutral bleibt. Daniele kann das ebenfalls aussuchen, wenn der die junge Frau nach der Präsentation noch Fragen stellt. Ebenfalls haben sie die Kontrolle über ihre Reaktion. Sollte der Kellner auf Robins Reklamation pampig reagieren, könnte sie wiederum ganz kleinlaut werden. Sie könnte auch veranlassen zu gehen - mit und ohne Bezahlung. Sie kann es sich aussuchen. Daniele hat die gleiche Wahl. Die junge Frau wirkt anfangs etwas kühl auf ihn. Er kann ebenfalls mit Kühle reagieren, bleibt freundlich oder geht weg.
Robin und Daniele können nicht kontrollieren, wie die Reaktionen ihrer Mitmenschen sein werden. Ob der Kellner freundlich reagiert oder nicht, kann Robin weder entscheiden noch kontrollieren. Beeinflussen kann sie es sicherlich, aber Kontrolle hat sie nicht. Genauso Daniele: Wie die junge Frau auf ihn reagiert, liegt außerhalb seines Kontrollbereiches. Manche Menschen glauben, dass sie andere kontrollieren können. Das leiten sie aus ihrer Erfahrung ab, dass andere häufig ärgerlich reagieren, wenn man sie angiftet und dass sie freundlich reagieren, wenn man sie anlacht. Das sind zwei Extreme, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer solchen Reaktion erhöht ist. Doch bei einer Diskussion mit jemand Fremden ist die Sache schon nicht mehr ganz so klar. Auch können sich uns nahestehende Menschen entscheiden, anders zu reagieren, als wir es gewohnt sind. Das wird deinen Mitmenschen beispielsweise so ergehen, wenn du mutig auf neue Weise handelst. Du bist in diesem Moment für andere nicht mehr vorhersagbar.
Deswegen können Robin und Daniele auch nicht die Ergebnisse ihres Handelns kontrollieren. Robin hat keine Kontrolle darüber, ob sie eine neue frische heiße Pizza bekommt oder das alte Teil in der Mikrowelle erhitzt, schön labbrig. Oder ob der Kellner sie bittet das Restaurant zu verlassen. Daniele kann ebenfalls nicht kontrollieren, ob die junge Frau auf sein Gesprächsangebot eingeht. Vielleicht muss sie nach der Präsentation ganz dringend zu einem Termin. Vielleicht nimmt sie sich auch richtig viel Zeit für Daniele. Das liegt nicht in seiner Hand.
2. Was bedeutet Mutig sein?
Wenn Robin und Daniele mutig handeln, leisten sie ihren Beitrag die Umstände günstig in Richtung ihres Zieles zu beeinflussen. Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Robin eine leckere Pizza bekommt und Daniele ein anregendes Gespräch führt. Eine Garantie gibt es jedoch nicht. Ein Rest-Risiko bleibt, dass Robin erneut eine olle Pizza auf den Tisch gestellt bekommt und Daniele kein gutes Gespräch führt.
Mutig sein bedeutet deinen Beitrag zu einer Situation zu leisten, damit du dir nichts vorzuwerfen hast. Mit Wagnissen erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass du dein Ziel erreichst.
Mutig sein bedeutet Kontrolle abgeben zu können. Die Verantwortung bleibt weiterhin beim eigenen Handeln, beispielsweise dem aktiven Einbringen in eine Beziehung. Du schaust auf deinen Beitrag zur Situation und was du tun kannst. Über das Resultat deiner Bemühungen hast du keine Kontrolle. Du kannst nicht wissen, ob deine Bemühungen Früchte tragen werden. Beim Dating ist das gut zu beobachten. Dort akzeptieren wir weitestgehend dieses Prinzip. Bei der Werbung um einen Partner gibst du alles. Du hast aber keine Kontrolle darüber, ob dich dein Gegenüber ebenfalls attraktiv findet. Du akzeptierst das Ergebnis, egal wie es ausfällt. Du kannst nur dein Bestes geben und schauen, was passiert.
Beim mutig sein geht es darum, lohnende Risiken einzugehen und auch Verluste mal in Kauf zu nehmen. Es geht darum bereit zu sein, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und bereit zu sein, den Preis dafür zu zahlen, dass du nach dem strebst, was du haben willst.
3. Mutig sein bedeutet Lernzeit
Robin hat sich bisher noch nicht getraut, mal ein Essen zurückgehen zu lassen. Daniele hatte bis heute nicht den Mut, seine Einstellung gegenüber Jüngeren zu hinterfragen. Das wollen beide heute ändern und das bedeutet für sie, dass sie etwas Neues lernen. Es gibt jedoch einen Mechanismus, der beide zum Aufgeben bewegen könnte, wenn sie ihn nicht berücksichtigen.
Es kann nämlich sein, dass Robin noch zu viel Angst hat sich beim Kellner zu beschweren und Daniele vielleicht noch ein wenig zu hochnäsig auf die junge Frau zugeht, so dass beide ihr gestecktes Ziel nicht erreichen. Sie könnten sich innerlich sagen: “Ich bin so ein Idiot, jetzt habe ich es verbockt!” Frust könnte sich bei beiden breit machen. Aufgeben könnte in Betracht gezogen werden.
Dabei machen die beiden gar nichts falsch. Es ist ganz normal, dass sie anfangs ihre alten Gewohnheiten noch leben. Robin ist in Versuchung nichts zu ihrer lauwarmen Pizza zu sagen und Daniele fällt es leichter, sich gedanklich über die junge Rednerin zu stellen. Man kann diese alten Gewohnheiten mit einem großen Schiff vergleichen, das volle Kraft voraus fährt. Selbst wenn die Schiffsschrauben abrupt angehalten werden und man sie sogar in die entgegengesetzte Richtung drehen lässt, wird das Schiff seine Fahrtrichtung nicht sofort stoppen.
Die Trägheitsgesetze gelten auch für Gewohnheiten. Die Schrauben des Schiffes drehen sich in die entgegengesetzte Richtung. Das ist bei Robin der Wille zur Beschwerde und bei Daniele das Hinterfragen seiner Haltung. Die Rückwärtsenergie wird erst nach und nach wirksam. Zunächst passiert scheinbar überhaupt nichts. Dann wird das Schiff langsamer, fährt aber noch weiter vorwärts. Das, obwohl die Schiffsschrauben bereits in die entgegengesetzte Richtung drehen. Irgendwann steht das Schiff still. Erst ganz allmählich setzt eine langsame Rückwärtsfahrt ein, die dann an Schwung gewinnt. Der Schiffskapitän weiß um diese Eigenschaft. Er bleibt gelassen und gibt dem Schiff die Zeit, die es braucht. Er kalkuliert, dass seine Steuerbefehle mit Zeitverzögerung ankommen.
Mutig dein Leben meistern
Ängste überwinden und Herausfordungen meistern mit einem Mut-Mindset
4. Das Mutig sein kann man lernen
Beim bewussten Lernen durchläuft ein Mensch 4 Befähigungsstufen:
- unbewusste Nicht-Befähigung
- bewusste Nicht-Befähigung
- bewusste Befähigung
- unbewusste Befähigung
Unbewusste Nicht-Befähigung: Als Robin noch keine Ahnung davon hatte, dass sie ein Essen auch reklamieren kann, hatte sie sich nur über ihren Unmut gewundert und sich vielleicht sogar noch selbst gesagt: “Stell dich nicht so an.” Als Daniele es noch für normal hielt, dass jüngere weniger wert sind als ältere, war er im Bereich der unbewussten Nicht-Befähigung. Er war einfach nicht in der Lage zu erkennen, dass seine Haltung ihm ab und zu einen Strich durch die Rechnung machte. Sein Motto lautete: “Vor Älteren muss man Respekt haben.” Dabei konnte er es kaum erwarten, selber älter zu werden, damit er vor Leuten, die länger auf der Welt waren als er, nicht mehr kriechen musste.
Bewusste Nicht-Befähigung: Es ist schon ein wenig her, dass Robin mit einer anderen Freundin im Restaurant war. Dort bekam sie eine Cola mit etwas wenig Sprudel drin. Robin meint zu ihrer Freundin: “Da ist ja kaum Kohlensäure in der Cola.” Daraufhin winkt die Freundin ganz selbstverständlich den Kellner ran: “Meine Freundin hier hätte gern eine neue Cola. Da ist kaum Kohlensäure drin.” Ganz baff wurd Robin bewusst, dass sie das nicht könnte. Ihre Nicht-Befähigung wird ihr bewusst. Ebenso bei Daniele: In einem Seminar lernt er die Lebensgrundpositionen kennen: “Ich bin okay, du bist okay” +/+. Daraufhin beginnt er seine Gedanken zu beobachten und stellt fest, dass er häufig die Einstellung hat: “Ich bin okay, du bist nicht okay.” +/- seine Nicht-Befähigung zu einer +/+ Haltung wird ihm immer mehr bewusst.
Bewusste Befähigung: Hier folgt ein Übergang, der fließend sein kann. Robin beispielsweise schafft es den Kellner heranzuwinken und zu sagen, dass sie die Pizza lauwarm findet. Der Kellner fragt, ob er eine neue bringen soll. Aber Robin winkt ab. “Nee, schon in Ordnung. Ich wollte es nur einmal sagen” Sie hat den Übergang zur bewussten Befähigung noch nicht komplett vollzogen, weil sie noch nicht um eine neue Pizza bitten konnte. Jedoch hat sie sich bereits getraut den Mangel anzusprechen. Ein Fortschritt in Richtung bewusste Befähigung, der anerkannt werden darf. Auch kleine Entwicklungen sind Entwicklungen. Daniele schafft es seine Einstellung bewusst zu ändern und der jungen Frau ihre Kompetenz zuzugestehen. Allerdings hat ihn das ganz schön Überwindung gekostet und es braucht seine ganze Aufmerksamkeit. Deswegen befindet sich Daniele auf der Stufe der bewussten Befähigung.
Unbewusste Befähigung: Wenn es für Robin normal geworden ist, ein Essen mit einem Haar darin zurückgehen zu lassen, dann hat sie das Level der unbewussten Befähigung erreicht. Das gleiche gilt für Daniele, wenn es ihm leicht fällt auf den präsentierten Inhalt zu achten als auf das Alter einer Person. Die Befähigung ist zu einer Gewohnheit geworden, die automatisiert abläuft und keine besondere Anstrengung mehr erfordert.
Menschen sind verschieden und deswegen ist es auch inidviduell, wie schnell jemand auf den Befähigungsstufen voranschreitet. Grundsätzlich kannst du annehmen, dass je öfter du die neue Befähigung übst und je mehr Aufmerksamkeit du dem Erlernen des Neuen widmest, desto schneller geht es. Es gibt ein paar Tricks, die du anwenden kannst, damit du die Stufen zur unbewussten Befähigung schneller durchlaufen kannst.
- Übe deine Mutprobe im Trockentraining ein. Simuliere die Situation und spiele dein mutiges als Theaterstück durch.
- Werte verpatzte Mutproben im Nachgang aus. Was hättest du besser machen können? Damit programmierst du dein Unterbewusstes für die nächste Situation.
- Plane deine nächste Mutprobe gezielt
- Schreibe Dein neues Verhalten auf einen kleinen Zettel und führe ihn mit Dir. Lies ihn Dir mehrmals täglich durch.
Uns ist an dieser Stelle wichtig, dass du dich nicht selbst fertig machst, falls du deine ersten Mutproben verpatzt. Bleibe freundlich mit dir. Das ist eine wichtige Voraussetzung um den Mut nicht zu verlieren.
5. Zusammenfassung
- Mutig sein bedeutet deinen Beitrag zu einer Situation zu leisten.
- Mutig sein bedeutet Kontrolle abgeben zu können.
- Du kannst dein Handeln kontrollieren.
- Du kannst nicht dein Umfeld oder den Ausgang kontrollieren.
- Gib dir Zeit beim Einüben deiner neuen Fähigkeiten.
- Je öfter du Gelegenheit hat und je mehr du das Neue trainierst, desto schneller vollziehen sich Änderungen.