Strokes Transaktionsanalyse - Hier erhältst du gute Aufmerksamkeit (inkl. PDF Übung)
Eines der psychologischen Grundbedürfnisse ist das Bedürfnis, Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen. In der Transaktionsanalyse werden jegliche Art von Aufmerksamkeit Strokes genannt. Dieser Artikel beleuchtet, wie du sie dir auf gute Weise holen kannst. Außerdem zeigen wir dir Wege, schlechte Zuwendung und Aufmerksamkeit zu vermeiden.
1. Definition Strokes Transaktionsanalyse
Als Strokes werden unterschiedliche Formen von Aufmerksamkeit bezeichnet. Sie können als negativ oder positiv wahrgenommen werden.
Diese Doppeldeutigkeit wird schon durch das Wort “Stroke” festgehalten, da man es als Stromschlag und als streicheln übersetzen kann.
Ob wir also jemandem im übertragenen Sinne über den Kopf streicheln oder ihm einen Schlag versetzen, bei beidem handelt es sich um eine Form von Aufmerksamkeit.
Da es kein deutsches Wort gibt, das diesen englischen Ausdruck befriedigend übersetzt, indem es sowohl die wohltuenden wie auch die schmerzhaften Aspekte umfasst, wird in der Regel der englische Begriff “Stroke” verwendet.
Was können wir bei Menschen stroken?
- Die Person: “Schön, dass du da bist.”
- Das Verhalten: “Ich mag das überhaupt nicht, wie du das machst.”
- Die Leistung: “Klasse, dass du deinen Abschluss geschafft hast.”
2. Warum wir Strokes brauchen
Die ersten Strokes bekommen wir, wenn wir nach der Geburt von unseren Eltern gehalten werden. Kinder brauchen zuerst körperliche Strokes. Je älter sie werden, desto mehr können verbale Aufmerksamkeiten hinzukommen. Die Aufmerksamkeit psychologisiert sich.
Viele Erwachsene stroken sich nur noch verbal.
Wir alle brauchen Strokes und wir erleben es als Mangel, wenn wir sie nicht bekommen. Wir fühlen uns nicht wohl in unserer Haut.
Außerdem werden wir anfälliger für Manipulationen. Vielleicht lechzen wir dann nach Aufmerksamkeit und lassen uns deswegen eher ausbeuten. Oder reagieren schneller auf Provokationen.
Strokes gehören zu den drei psychologischen Grundbedürfnissen. Sie sind für uns Menschen daher besonders wichtig.
Wenn du mehr über die psychologischen Grundbedürfnisse erfahren willst, gibt es hier einen Artikel, der sie mit dem Ziel der TA kombiniert. Dadurch erhältst du einen Leitfaden für deine Entwicklung.
3. So bekommen wir Aufmerksamkeit
Ein Stroke kann verbal oder nonverbal gegeben werden. Oft auch in einer Kombination. Beispielsweise wenn eine Führungskraft einem Mitarbeitenden anerkennend auf die Schulter klopft und sagt: “Das haben sie gut gemacht.”
Das Schulterklopfen stellt einen nonverbalen Stroke dar. Er könnte aber auch genauso gut ohne etwas zu sagen gegeben werden, kenntlich etwa durch den Blick oder Gesten. Weiter können Strokes unterteilt werden in
- positiv - negativ
- bedingungslos - bedingt
- innen - außen
Ein positiver Stroke wird vom Empfänger als angenehm empfunden, während ein negativer das Gegenteil bewirkt.
Menschen bekommen lieber negative als gar keine Strokes. Das kann eine Erklärung dafür sein, weshalb sich Menschen manchmal ihre offensichtlich schädlichen Angewohnheiten beibehalten: darüber bekommen sie zumindest negative Aufmerksamkeit.
Bei bedingungslosen Strokes geht es um den Menschen als solches. Bei bedingten wird auf ein Verhalten oder eine Leistung Bezug genommen. Sie werden an eine Bedingung geknüpft.
Ein strenger Elternteil zeigt seinem Kind nur Liebe, wenn es gute Noten in der Schule schreibt. Hier handelt es sich um bedingte Aufmerksamkeit. Ein anderer Elternteil hingegen zeigt seine Liebe ungeachtet von den Schulnoten oder anderer Taten.
Kombiniert man diese Aufteilungen, könnte das so aussehen:
- Positiv-bedingungslos, z.B. “Ich mag dich.”
- Positiv-bedingt, z.B. “Das hast du gut gemacht.”
- Negativ-bedingte, z.B. “Was du abgeliefert hast ist Mist.”
- Negativ-bedingungslose, z.B. “Ich mag dich nicht.”
Zudem kann man Strokes nach inneren und äußeren unterteilen: Innere Strokes sind solche, die wir uns selbst geben. Äußere Strokes sind die, die wir von anderen Personen bekommen oder anderen geben.
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4. Beispiel
Lass uns die Strokes Transaktionsanalyse anhand eines Beispiels besprechen:
Christian hat seine Familie zu Besuch und möchte es gerne allen recht machen. Deswegen springt er ständig vom Essenstisch auf, um noch Kleinigkeit nachzureichen. Das wiederum nervt einige seiner Gäste. Irgendwann sagt jemand genervt: “Jetzt renn nicht immer so nervös hin und her.”
- Christian empfindet den Stroke wahrscheinlich als negativ.
- Er ist an eine Bedingung geknüpft, nämlich sein Verhalten als Gastgeber.
- Der Stroke ist verbal, also in Worten ausgedrückt und wird möglicherweise mit nonverbalen Signalen begleitet, z.B. Augen verdrehen oder begleitet von einer Handbewegung
- Und er kommt von außen.
Jetzt könnte die Frage aufkommen: Gibt es vielleicht einen besten Stroke? Außer negativ-bedingungslose brauchen wir alle Formen:
- Ganz wichtig sind die positiv-bedingungslosen. Sie stärken unser Selbstwertgefühl und unsere innere Ausgeglichenheit.
- Positiv-bedingte geben uns Bestätigung in dem was wir tun.
- Und negativ-bedingte zeigen uns Grenzen auf. Gleichzeitig bieten sie Orientierung und zeigen, wo und in welche Richtung wir uns entwickeln können.
5. Die Stroke-Prinzipien
- Eine negative Aufmerksamkeit ist besser als keine Aufmerksamkeit. Mit diesem Prinzip kann beispielsweise das Verhalten verhaltensauffälliger Kinder erklärt werden.
- Jeder ist mit einer bestimmten Art von Strokes vertraut. Das richtet sich danach, mit welchem Umgang man aufgewachsen ist. Es müssen also nicht unbedingt positive sein. Wenn jemand einen Stroke bekommt, den er nicht gewohnt ist, wird dieser schon mal ignoriert, weniger wichtig genommen oder gar als Ironie aufgefasst.
- Wenn Menschen herausgefunden haben, wie sie negative oder positive Zuwendung provozieren können, tun sie das auch. Dein Partner erwartet unbewusst negative Strokes, indem er dich solange provoziert, bis du ärgerlich wirst. Sein Verhalten wird verstärkt, solange du dich immer wieder ärgerst. In diesem Fall könnte es hilfreich sein, wenn du das provokative Verhalten ignorierst oder es direkt ansprichst.
- "Different strokes for different folks." Das gleiche Lob des Chefs an zwei Mitarbeiter kann ganz unterschiedlich ankommen. Wie sehr wir einen Stroke wahrnehmen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Sozusagen: Different strokes for different folks.
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6. Die Stroke-Erlaubnisse
Der Transaktionsanalytiker Claude Steiner beschreibt, wie Strokes gesellschaftlich durch einschränkende Regeln unbewusst verknappt werden.
Nach dem Motto “Nichts gesagt ist genug gelobt.” oder “Eigenlob stinkt.” erleben wir einen auf gesellschaftlichen Normen beruhenden Stroke-Mangel. Es handelt sich um gewohnheitsmäßige und kulturell bedingte Muster.
Tatsächlich sind positive aber unbegrenzt vorhanden. Wenn wir die einschränkenden Regeln umkehren, bekommen wir Stroke-Erlaubnisse. Diese sind:
- Du darfst Strokes geben, wenn du das möchtest.
- Du darfst um Strokes bitten, wenn du welche haben möchtest.
- Du darfst Strokes annehmen und dich über sie freuen.
- Du darfst Strokes auch ablehnen, wenn du das willst.
- Du darfst dich selbst stroken.
Auf den Punkt gebracht: Du darfst anfangen, dir selbst und anderen gut zu tun.
Zu diesen 5 Stroke-Erlaubnissen möchten wir noch eines ergänzen:
- Du darfst auch Kleinigkeiten stroken.
In unserer Gesellschaft herrschen hohe Maßstäbe. Auf Arbeit werden wir meistens nur gelobt, wenn wir mehr machen, als von uns verlangt wird. Wir möchten dich dazu einladen, auch für Kleinigkeiten Strokes zu geben, dir selbst und anderen:
- wenn du morgens pünktlich auf der Arbeit bist - denn wie viele Mitarbeitende kommen zu spät?
- wenn du deine Zähne geputzt hast - denn es ist nicht selbstverständlich, gute Zähne zu haben
- wenn deine Mitbewohnerin die Wohnung gestaubsaugt hat - denn in wie vielen Haushalten wird nicht gestaubsaugt
- wenn dein Kollege dich fragt, ob ihr zusammen essen wollt - denn wie viele Kollegen fragen nicht, ob ihr zusammen essen geht
- wenn deine Partnerin nach einer Dusche gut riecht - es ist doch schön, das gesagt zu bekommen
- wenn dein Ehemann zum Sport gegangen ist - das könnte ihn motivieren, weiter zum Sport zu gehen
- wenn dein Kind den Müll rausgebracht hat - denn wie viele Kinder tun es nicht?
Positive Strokes und Komplimente wärmen uns von innen. Wir können es uns wärmer machen, indem wir auch scheinbare Selbstverständlichkeiten loben.
Das auch kleinste positive Handlungen nicht selbstverständlich sind, erkennst du daran, wie oft sie nicht ausgeführt werden. Wenn eine Selbstverständlichkeit ausgeführt wird, dann kann das auch ein Grund zur Freude und für eine positive Anerkennung sein.
Schaffst du es auch dir und anderen auch für kleine Dinge Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, kann das deine innere Wärme und Zufriedenheit erhöhen.
7. Dein Aufmerksamkeitsbedürfnis decken
Jeder Mensch hat einen Stroke-Tank. Es kann helfen, einen Blick darauf zu werfen, ob er gut gefüllt ist oder ob er etwas aufgefüllt werden könnte.
Um ihn zu füllen, können wir uns an die Stroke-Erlaubnisse zu halten. Es kann hilfreich sein, dass wir versuchen Strokes wirklich anzunehmen, wenn wir sie bekommen und sie nicht aus Bescheidenheit oder Scham ablehnen.
Wir können auch schauen, welche Strokes uns fehlen oder uns besonders gut tun. Dann können wir anfangen, uns diese selbst zu geben oder andere danach fragen.
Es kann sich am Anfang befremdlich anfühlen, andere um ein Kompliment zu bitten. Du könntest mit einem Schamgefühl konfrontiert werden. Du könntest versuchen, dieses auszuhalten und trotzdem dabei zu bleiben.
Die Scham zeigt dir, dass du etwas anders machst als bisher und dass du dir das neue Verhalten noch nicht so richtig erlaubst.
8. Strokes Transaktionsanalyse Übung
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Über die Autoren: Bernd Taglieber und Steffen Raebricht
Bernd Taglieber: Supervisor, (Co-)Autor und Berater, Zertifizierter Transaktionsanalytiker (CTA), Organisationsentwickler, Coach und Supervisor, Unternehmer, hier erfährst du mehr über Bernd
Steffen Reabricht: Gründer von TA+, Selbstständig, Transaktionsanalyse-Trainer, Universitäts-Dozent (UT-Dallas), Trainer, Coach, Autor, Imker, hier erfährst du mehr über Steffen