Bessere Entscheidungen durch langfristiges Denken: Das Zeitachsen-Modell
Geschäftsführer treffen oft kurzfristige Entscheidungen, um schnelle Ergebnisse zu erzielen, anstatt nachhaltige Strategien zu verfolgen. Das liegt nicht nur an äußeren Zwängen, sondern auch an der Funktionsweise unseres Gehirns.

Das Zeitachsen-Modell als Lösung
Das Zeitachsen-Modell setzt genau hier an: Es macht die kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen von Entscheidungen gleichzeitig sichtbar und hilft dabei, bewusster zu handeln. Indem wir die Mechanismen hinter unserem Denken verstehen, können wir bessere Entscheidungen treffen – nicht nur für den Moment, sondern für eine nachhaltigere Zukunft.

Das Modell basiert auf der Erkenntnis, dass unser Gehirn dazu neigt, unmittelbare Belohnungen höher zu bewerten als langfristige Vorteile und sogar negative Konsequenzen in Kauf nimmt. Durch die bewusste Reflexion der Zeitachsen können langfristige Auswirkungen in den Blick genommen werden, um so eine gezielte Verhaltensänderung zu ermöglichen.
Anwendungsbereiche für Geschäftsführer
1. Persönliche Entwicklung & Selbstmanagement
✔ Fokus auf strategische Aufgaben statt Mikromanagement: Kurzfristig scheint es effektiver, alles selbst zu erledigen, langfristig verhindert es Wachstum.
✔ Entscheidungsfindung optimieren: Lernen, wann schnelles Handeln nötig ist und wann langfristiges Denken die bessere Option ist.
✔ Disziplin & Reflexion stärken: Muster durchbrechen, die kurzfristige Befriedigung vor nachhaltigen Erfolg stellen.
2. Gesundheit & Wohlbefinden
✔ Burnout vermeiden: Kurzfristige Überstunden können Erfolg bringen, langfristig gefährden sie Gesundheit und Produktivität.
✔ Gesunde Ernährung & Bewegung: Meeting-Snacks und wenig Bewegung sind bequem, führen aber langfristig zu gesundheitlichen Problemen.
✔ Erholungsphasen nutzen: Kurzfristig scheint es produktiv, Pausen zu überspringen – langfristig reduziert es Leistungsfähigkeit.
3. Beziehungen & Kommunikation
✔ Direkte und ehrliche Kommunikation: Konflikte nicht anzusprechen spart kurzfristig Stress, führt aber langfristig zu größeren Problemen.
✔ Delegation statt Kontrolle: Kurzfristig gibt es Sicherheit, wenn man alles selbst macht – langfristig verhindert es Wachstum im Team.
✔ Mitarbeiterentwicklung fördern: Zeit in Coaching und Mentoring investieren, um langfristig leistungsfähige Teams aufzubauen.
4. Unternehmensstrategie & Wachstum
✔ Investitionen mit Weitblick: Kurzfristige Einsparungen können langfristig Innovationen und Wettbewerbsvorteile verhindern.
✔ Nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln: Statt auf schnelle Gewinne zu setzen, lieber langfristig stabile Strategien aufbauen.
✔ Krisenmanagement mit Strategie: Kurzfristige Panikreaktionen vermeiden, langfristige Vision bewahren.
Wenn du dich als Geschäftsführer in einem oder mehrerer dieser Themen von mir coachen lassen möchtest, buche einfach ein kostenloses Beratungsgespräch mit mir:
Das Zeitachsen-Modell in der Praxis
Die 10-10-10-Regel: Kurzfristige vs. langfristige Auswirkungen bewusst machen
Diese Technik von Suzy Welch hilft, impulsive Entscheidungen zu hinterfragen:
- Wie wirkt sich meine Entscheidung in 10 Minuten aus?
- Wie wirkt sie sich in 10 Monaten aus?
- Wie wirkt sie sich in 10 Jahren aus?
Diese drei einfachen Fragen helfen dir, über den kurzfristigen Nutzen hinauszudenken und die tatsächlichen langfristigen Effekte abzuwägen.
Beispiel:
Ein Geschäftsführer, der überlegt, ob er regelmäßig seine Pausen durch Meetings ersetzt, fragt sich:
- In 10 Minuten: Ich habe ein weiteres Meeting abgeschlossen, es fühlt sich produktiv an.
- In 10 Monaten: Ich bin erschöpft, mein Team ist weniger inspiriert, weil ich nicht strategisch arbeite.
- In 10 Jahren: Mein Führungsstil hat dazu geführt, dass ich ausgebrannt bin und mein Unternehmen unter langfristigem Planungsmangel leidet.
Das Zeitachsen-Modell als Kommunikationstool: Kurzfristige und langfristige Perspektiven verbinden
Das Zeitachsen-Modell kann nicht nur als Denkwerkzeug, sondern auch als effektives Kommunikationstool genutzt werden. Besonders in Gesprächen mit Mitarbeitern, Geschäftspartnern oder Investoren hilft es, Entscheidungen ganzheitlich zu vermitteln – indem kurzfristige und langfristige Effekte in einer einzigen Aussage zusammengefasst werden. Menschen neigen dazu, sich stärker auf die unmittelbaren Konsequenzen einer Handlung zu konzentrieren. Langfristige Auswirkungen bleiben oft abstrakt oder werden verdrängt. Das Zeitachsen-Modell ermöglicht es, beides in einer logischen Sinneinheit auszudrücken, sodass der Gesprächspartner die gesamte Tragweite der Entscheidung erkennt.
Formel: „Ich entscheide mich jetzt für [kurzfristige Maßnahme], auch wenn [kurzfristiger Nachteil], weil ich langfristig [langfristiger Vorteil] erreichen will.“
Beispiele aus dem Geschäftsalltag:
- „Ich investiere jetzt in die Weiterbildung meines Teams, auch wenn es uns kurzfristig Zeit und Geld kostet, weil wir langfristig effizienter und innovativer arbeiten werden.“
- „Ich spreche das Problem jetzt direkt an, auch wenn das Gespräch unangenehm ist, weil ich langfristig eine vertrauensvolle Zusammenarbeit fördern will.“
- „Ich nehme mir heute bewusst Zeit für strategische Planung, auch wenn operative Aufgaben liegen bleiben, weil ich langfristig mein Unternehmen auf Kurs halten will.“
- „Wir konzentrieren uns jetzt auf eine saubere Prozessoptimierung, auch wenn es kurzfristig mehr Aufwand bedeutet, weil wir dadurch langfristig Kosten sparen und weniger Fehler machen werden.“
Diese Technik hilft, Verständnis und Akzeptanz für unpopuläre, aber kluge Entscheidungen zu schaffen.
Das Zeitachsen-Modell in der Organisation
Das Zeitachsen-Modell hilft nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Organisationen dabei, sich von kurzfristigem Erfolgsdenken zu lösen. Gerade im Management zeigt sich ein Muster: Die durchschnittliche Verweildauer in Führungspositionen beträgt heute oft nur 3-5 Jahre. In dieser kurzen Zeit besteht ein starker Anreiz, schnell sichtbare Erfolge zu präsentieren – oft auf Kosten nachhaltiger Entwicklungen. Dieses kurzfristige Denken ist eine systemische Dynamik, die sich negativ auf die Organisation auswirken kann und vom CEO bzw. höheren Führungskräften berücksichtigt werden sollte. Eine Integration der Langfristperspektive in die Unternehmenskultur, erscheint sinnvoll.
Übersicht: Kurzfristige vs. langfristige Auswirkungen von Entscheidungen
Jede Handlung hat eine kurzfristige Wirkung, doch erst durch ihre Wiederholung entfaltet sie ihre volle langfristige Konsequenz – positiv oder negativ. Die folgende Übersicht zeigt, wie sich einzelne Entscheidungen über die Zeit summieren und welche Auswirkungen sie haben können.
Häufigkeit der Handlung | Kurzfristige Wirkung | Langfristige Wirkung |
---|---|---|
Einmalig / Selten | Neutral oder leicht positiv | Kaum/Keine Auswirkungen |
Regelmäßig | Kurzfristig angenehm oder bequem | Langfristig oft negativ |
Dauerhaft | Gewöhnung, Komfortzone | Massive Auswirkungen – positiv oder negativ |
Beispielhafte Anwendung für Geschäftsführer
- Einmalig eine schwierige Entscheidung vertagen: Hat kurzfristig keine sichtbaren Folgen, kann aber zu verpassten Chancen führen.
- Regelmäßig operative Aufgaben selbst übernehmen, statt zu delegieren: Kurzfristig fühlt es sich produktiver an, langfristig wird die Unternehmensentwicklung blockiert.
- Dauerhaft keine langfristige Strategie entwickeln: Kurzfristig erscheint es unproblematisch, langfristig führt es zu Orientierungslosigkeit und Marktverlust.
Grundprinzipien des Zeitachsen-Modells
- Jede Handlung hat eine kurzfristige Wirkung
- Jede Handlung zahlt auch auf eine langfristige Wirkung ein
- Häufig wiederholte Handlungen haben starke langfristige Auswirkungen
- Handlungen, die kurzfristig positiv erscheinen, können langfristig negative Konsequenzen haben – oder umgekehrt
Wissenschaftliche Erklärungen für den Present Bias
Neurowissenschaftliche und verhaltensökonomische Studien zeigen, dass unser Gehirn dazu neigt, unmittelbare Belohnungen stärker zu gewichten als langfristige Vorteile. Dieses Phänomen, bekannt als Present Bias, erklärt, warum wir oft das Naheliegende bevorzugen, selbst wenn es uns langfristig schadet.
Hyperbolic Discounting (George Ainslie, 1975)
Menschen bewerten zukünftige Belohnungen ungleichmäßig ab: Eine kleine, sofortige Belohnung fühlt sich oft wertvoller an als eine größere Belohnung in der Zukunft. Diese hyperbolische Diskontierung führt dazu, dass wir kurzfristige Vorteile bevorzugen – selbst wenn sie langfristig schädlich sind.Zeitliche Inkonsistenz (Richard Thaler, 1981)
Während wir langfristig rational planen (z. B. „Morgen werde ich mehr delegieren“), handeln wir kurzfristig irrational („Heute ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt“). Diese Inkonsequenz führt dazu, dass Geschäftsführer sich wiederholt selbst sabotieren, indem sie sich in operative Aufgaben verstricken statt strategisch zu handeln.Beta-Delta-Modell (David Laibson, 1997)
Dieses Modell beschreibt mathematisch, wie Menschen kurzfristige Belohnungen mit einem überproportional hohen Wert versehen. Dadurch fällt es schwer, langfristige Ziele konsequent zu verfolgen – unser Gehirn priorisiert das Sofortige.Prospect Theory (Daniel Kahneman & Amos Tversky, 1979)
Menschen empfinden Verluste stärker als Gewinne, weshalb kurzfristige Unannehmlichkeiten (z. B. Verzicht auf schnelle Gewinne zugunsten nachhaltiger Investitionen) als besonders schwerwiegend wahrgenommen werden. Langfristige Vorteile erscheinen dagegen abstrakt und wenig motivierend.
Fazit: Nachhaltige Führung mit dem Zeitachsen-Modell
Geschäftsführer müssen täglich Entscheidungen treffen – oft mit dem Druck, kurzfristige Ergebnisse zu liefern. Das Zeitachsen-Modell hilft dabei, den Fokus auf nachhaltige Lösungen zu legen, kurzfristige Versuchungen zu erkennen und langfristige Erfolge zu sichern. Wer sein Handeln nicht nur am Hier und Jetzt, sondern an der Zukunft ausrichtet, wird langfristig erfolgreicher und resilienter agieren.
Das Zeitachsen-Modell und Transaktionsanalyse
Das Passivitätsmodell der Transaktionsanalyse zeigt, dass Menschen – und Organisationen – oft in einem Zustand der Inaktivität verharren, selbst wenn sie sich der langfristigen Folgen bewusst sind. Die Herausforderung besteht darin, aktiv Verantwortung zu übernehmen und das eigene Entscheidungsverhalten zu reflektieren.