Psychologische Spiele - Wie Du sie mit Hilfe der Transaktionsanalyse erkennst
Wenn Du häufiger mit jemandem in Konflikt gerätst kannst du sicher sein, dass du in etwas verwickelt bist, was die Transaktionsanalyse (TA) ein „Spiel“ nennt.
Psychologische Spiele haben nichts mit kindlichem Spiel zu tun, sie sind auch nicht zum Lachen. Im Gegenteil.
1. Beispiel: So kann es ablaufen
Neulich gab ich einem Freund einen von mir verfassten Text zum Lesen. Ich wollte sein Feedback haben. Ich sagte ihm, dass der Text noch unfertig und schlecht sei.
Er fing an zu lesen und kritisierte allerhand. Ich merkte, wie ich mich darüber zu ärgern begann. Schließlich reichte es mir und ich fing an mich über die viele Kritik meines Freundes zu beschweren.
Er schaute mich ganz verdutzt an und verstand die Welt nicht mehr. Er sollte doch genau das tun - meinen Text kritisieren. Am Ende ärgerten wir uns beide – ich mich über seine Kritik und er sich darüber, dass er eingewilligt hatte, den Text überhaupt zu lesen.
2. Definition und Gründe
Psychologische Spiele sind ein Konzept der Transaktionsanalyse (mehr erfahren) und beschreiben ein unbewusstes Kommunikationsmuster, an dessen Ende mindestens unangenehme Gefühle für die Beteiligten entstehen. Es gibt unterschiedliche Psychologische Spiele.
Wenn wir spielen, erfüllen wir uns unsere Bedürfnisse mit gewohnten, aber überholten Strategien aus der Kindheit. Damit bestätigen wir uns unser eigenes Weltbild.
Spiele ermöglichen uns zum Beispiel:
- Aufmerksamkeit zu erhalten (wenn auch negative)
- unangenehme Situationen zu vermeiden
- keine Verantwortung übernehmen zu müssen
Als Erwachsene haben wir bessere Möglichkeiten unsere Bedürfnisse zu befriedigen, als auf Strategien aus unserer Kindheit zurückzugreifen. Lies weiter, um zu erfahren wie du psychologische Spiele vermeiden kannst.
3. So sind psychologische Spiele aufgebaut
Unter einem psychologischen Spiel werden Abfolgen verdeckter Transaktionen verstanden, die ein vorhersagbares Ende haben: Allen Beteiligten fühlen sich schlecht.
Eine verdeckte Transaktion ist eine Aussage mit einer Doppeldeutigkeit. Im Stimmton steckt eine andere Botschaft als in den Worten.
3.1 Die Spieleformel
- Attraktives Angebot, dass als Falle dient (Spieleinladung oder Köder auslegen)
- Spielinteresse des Anderen (Schlucken des Köders)
- Harmlose Reaktion und Austausch von Aufmerksamkeiten
- Rollenwechsel des Einladenden
- Überraschung des Eingeladenen
- Auszahlung für beide (negativer Art)
Beziehen wir dieses Muster auf das Beispiel:
- Ich komme zu meinem Freund und frage ihn in etwas kindlicher Art, ob er meinen Text lesen würde. (Opfer-Rolle) Mein Freund bekommt von mir Aufmerksamkeit und fühlt sich vielleicht sogar geschmeichelt. Das könnte man als attraktives Angebot verstehen.
Dabei gebe ich zu verstehen, dass der Text noch schlecht ist. Hier habe ich unbewusst die Falle eingebaut. Ich bewerte den Text von vornherein negativ und lade meinen Freund ein, ebenfalls Fehler zu finden. Ich verschweige ihm, dass ich gern auch positives Feedback hätte. - Mein Freund geht in eine Position des Rettens, indem er meine Vorwegbewertung des Artikels unkommentiert stehen lässt. Das Spiel beginnt.
- Er liest den Text und kritisiert eine Menge. Dabei kommt er sich gut vor und ich bekomme das entsprechende Feedback. Wir haben einen intensiven Austausch von Aufmerksamkeit - was ein psychologisches Grundbedürfnis von Menschen darstellt.
- Nach einiger Zeit wird mir die Kritik zu viel. Ich werde immer ärgerlicher. Bis es mir reicht. Ich wechsele von der Rolle des dankbaren Opfers in die Rolle des Verfolgers und fange an, mich über meinen Freund zu ärgern.
- Dieser ist sichtlich überrascht von meiner umgeschlagenen Stimmung.
- Die Auszahlung besteht darin, dass sich beide Parteien schlecht fühlen. Die Beziehung hat einen Schaden genommen.
Wenn du mehr über Rollenwechsel erfahren willst, schau dir meinen Artikel über das Drama-Dreieck an.
Häufig ist es gar nicht so einfach zu erkennen, dass man ein Spiel spielt. Um den Ausstieg zu schaffen oder erst gar kein Spiel zuzulassen, bedarf es zunächst der Kenntnis über Spiele. Außerdem hilft es, das eigene Verhalten zu reflektieren.
Als ich anfing, mich mit Spielen zu befassen, erkannte ich zunächst nur, dass ich ein Spiel gespielte, wenn dieses vorbei war. Ich hatte also schon meine negative Auszahlung erhalten. Mit der Zeit erkannte ich das Spielmuster früher und konnte es dann unterbrechen. Du kannst nämlich an jedem Punkt des Spielverlaufs aussteigen.
4. So kannst du sie vermeiden
Die Transaktionsanalyse hat bereits sehr viele Spiele beschrieben. Einen guten Überblick liefert Eric Berne in seinem Buch: „Spiele der Erwachsenen“. Eric Berne ist übrigens der Begründer der Transaktionsanalyse.
Ein im Buch enthaltener Klassiker ist das „Ja, aber" –Spiel: Ein Hilfesuchender sucht Rat für ein Problem bei einer anderen Person. Die weiß die Aufmerksamkeit zu schätzen und gibt einen gut gemeinten Ratschlag nach dem anderen. Doch auf jeden Rat folgt ein „Ja, aber...“ mit einem scheinbar passenden Gegenargument.
Der Austausch geht so lange gut, bis der Ratgebende keine Ideen mehr hat. Nun fühlen sich beide schlecht. Der Hilfesuchende, weil er keine Hilfe bekommen hat und der Ratgebende, weil er nicht helfen konnte.
Doch die Transaktionsanalyse hält auch Auswege aus den psychologischen Spielen parat. Hier ein paar Möglichkeiten:
- Spieleinladung ignorieren
- Nach dem echten Bedürfnis fragen - "Was möchtest du jetzt von mir?"
- Die eigene Spielanfälligkeit kennen (bist Du vielleicht anfällig dafür, ein Retter zu sein oder gibst du dich lieber als Opfer oder Verfolger?)
Halte Ausschau, nach Situationen, die oft auftreten. Dass du in diesen Situationen spielst, erkennst du meistens daran, dass du dich danach schlecht fühlst. - Tue nur das, was du selbst tun willst. Du könntest dir die Frage stellen: „Was will ICH jetzt in diesem Augenblick?“
- Ein Transaktionsanalytiker sagte einmal zu mir: „Die beste Art, Spiele zu unterbrechen, ist seine eigenen Ziele zu verfolgen.“
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Das Beispiel von meinem Freund und mir verlief in Wahrheit anders. Ich merkte, wie ich ärgerlich wurde, unterbrach die Kommunikation und analysierte die Situation.
Ich stellte mir selbst die Frage, was genau ich von meinem Freund wollte. Mir fiel auf, dass ich neben der Kritik auch auf Lob für meine guten Einfälle hoffte. Das teilte ich meinem Freund mit und prompt hatte er auch dieses für mich.
Ich konnte nun seine Kritik viel besser einordnen, weil er mir mitgeteilt hatte, was ihm alles gefiel. Mein Ärger verflog, und wir hatten eine Spielauszahlung in Form von negativen Gefühlen vermieden. Danke, Transaktionsanalyse!
Die Transaktionsanalyse kennt noch weitere Spielausstiege. Im Grundkurs Transaktionsanalyse gehen wir noch viel genauer auf psychologische Spiele ein.
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Über den Autor: Steffen Raebricht
Gründer von TA+
Transaktionsanalyse-Trainer, Selbstständig, Universitäts-Dozent (UT-Dallas), Trainer, Coach, Autor, Imker